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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

Reflexionen. 
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Wir sind befähigt dieses Ziel zu erreichen; der schweizerische 
Arbeiter ist wohl etwas langsam, allein er ist gelehrig, durchschnittlich 
intelligent und strebsam, und kann bei gutem Willen zu' tüchtigen Lei 
stungen gelangen. Der schweizerische Fabrikant ist ausdauernd und 
praktisch; er war aber bis anhin zu sehr Empyriker und zu sehr blos 
Effekt und Billigkeit anstrebend; es gilt durch ausgezeichnete Fachschulen 
die höchste Ausbildung, durch Sammlungen den Sinn für das Schöne 
zu erwerben. 
Wir freuen uns, dass Zürich und Winterthur in dieser Richtung 
schon die Initiative ergriffen haben, und wünschen nur, dass die Haupt 
aufmerksamkeit dem praktischen Element und nicht blos oberflächlichen 
Theorien gewidmet werde. 
Ein weiterer Factor, dem bis anhin viel zu wenig Aufmerksam 
keit geschenkt wurde, und der in erster Linie der höchsten Vervollkomm 
nung bedarf, ist die Ausrüstung, Färberei, Bleicherei und Appretur. Wir 
stehen hier in keiner Branche, ausser der Seidenfabrikation, auf der 
Höhe der Zeit, geschweige im Fortschritt. Es gibt allerdings einige Eta- 
blissemente, welche für die neuesten Einrichtungen grosse Summen ver 
wendet haben, allein diess ist blos der Anfang. Wir müssen ^ns mit 
dem Besten, was irgend ein anderes Land leistet, messen können; wir 
haben da noch viel zu lernen und stehen in keinem Artikel auf der 
Höhe des Auslandes, trotzdem die in der Schweiz bestehenden Preise 
durchschnittlich höher sind. 
Die Hauptgründe, warum wir in diesem Zweige allgemein so zurück 
sind, erkennen wir theils in übelverstandener Oekonomie, theils im Mangel 
an richtigem Zusammenwirken derjenigen, welche sich der gemeinsamen 
Interessen für den Fortschritt hätten bewusst werden sollen. 
Anstatt nicht blos Maschinen anzuschaffen, sondern auch gleich 
zeitig tüchtige Fachleute im Auslande zu holen, begnügte man sich sehr 
oft, eine ältere, gebrauchte Maschine billig anzukaufen, im besten Falle 
eine Reise zu machen, sich in einige Etablissemente Eintritt zu ver 
schaffen und dann auf empyrischem Wege das gewünschte Resultat an 
zustreben. 
Jene Zeiten, wo man auf diesem Wege zu einem genügenden Ziele 
gelangen konnte, sind vorbei; es gilt jede Neuerung mit Ernst und mög 
lichster Gründlichkeit anzufassen; sind die Kräfte des Einzelnen zu 
schwach, so sollen die dabei Betheiligten zusammenstehen. 
Ein für unsere Industrie sehr wichtiger Punkt, dem noch viel 
grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte als es bisher gesche 
hen, ist der Waarentransport zwischen der Schweiz und dem 
Meere. 
Derselbe beträgt vielleicht 90 °/o des Exportverkehres; es ist daher 
für uns von allergrösster Wichtigkeit, dass nicht nur möglichst billige, 
sondern auch möglichst prompte Verbindungen hergestellt werden. 
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