MAK

Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

102 
J. Steiger-Mej'er in Herisau. 
liehen Kräfte angewiesen, wir dürfen und können daher industriell nicht still 
stehen, sondern müssen uns neu aufraffen, um nirgends zurückzubleiben. 
Länder wie Amerika, England, Frankreich etc. deren Erde einen 
ungeheuren Reichthum von Kohlen, Metallen, Petroleum etc. birgt, de 
ren Bodenproducte nicht hlos für die Ernährung des ganzen Volkes ge 
nügen, sondern noch für Hunderte von Millionen Ueherschuss abwerfen, 
stehen viel unabhängiger da als die Schweiz, deren Erde ohne solche 
Reichthümer und deren Boden kaum für die Hälfte der Bewohner genug Brod 
bietet. 
Wir haben früher bemerkt, dass die Entwicklung der schweizeri 
schen Industrie in hohem Maasse den gutgeleiteten Creditverhältnissen zu ver 
danken ist. Auch heute noch kann dieselbe dieser Unterstützung noch 
nicht entbehren; sie bilden noch immer einen Hauptfactor für die 
weitere Hebung der industriellen Verhältnisse; es ist von allgemeiner 
Wichtigkeit, dass unsere finanziellen Kräfte geordnet bleiben, um dem 
Handel und der Industrie auch ferner die richtige Unterstützung leihen 
zu können. 
Es hat auf uns den Eindruck gemacht, als ob manche Bankinsti 
tute ihre hohe Aufgabe vergessen und zu sehr die hohen Dividenden zu 
ihrem Ziele machen. Die Schweiz besitzt heute einen so hohen Werth 
an Actien und Obligationen aller Art, dass in denselben natürlicherweise 
ein sehr grosses legitimes Geschäft durch die Hände der Banken gehen 
muss; wir glauben aber, dieselben sollten die reine Speculation und das 
ihr sehr naheliegende Spiel nicht nur nicht befördern, sondern ihm 
geradezu entgegentreten. 
Die Erfahrungen der jüngsten Zeit zeigen genügend, dass das Bör 
senspiel die directeste Feindin geordneter commerzieller Verhältnisse und com- 
merzieller Entwicklung ist. Ueberall, wo sich eine solche Bande von Spie 
lern zu einer Macht entwickeln, wo sie das disponible Capital unter ihren 
Einfluss bekommen kann, ist die Industrie gehemmt und gefährdet. Ein 
bleibender Segen kann sowohl für den Einzelnen wie für ein ganzes Land 
nur durch reelle Arbeit errungen werden. 
Eine für die Industrie durchaus nicht gleichgültige Erscheinung 
sind auch die massenhaften Eisenbahnbauten, welche das bisanhin dem 
Handel zur Verfügung gestandene Capital nach und nach bedeutend schmälern 
müssen. Die Sache hat um so gerechtfertigtere Bedenken, als nur We 
nige dieser neuen Bahnen Handel und Gewerbe wesentlich fördern, im 
Durchschnitt eine spärliche Rendite abwerfen werden und voraussicht 
lich blos mit Schweizer Capital gedeckt werden können. Die meisten 
dieser neuen Anlagen sind nicht blos ein vergrabenes, unrealirbares Ca 
pital, sondern die vielen faulen und unlucrativen Anhängsel werden auch 
die schöne Rentabilität der altern Bahnen in bedenklicher Weise 
schmälern.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.