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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

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•T. Steiger-Meyer in Herisau. 
allerneuesten Geheimnisse deutscher oder französischer Taktik einwei 
hen zu lassen. 
Man hört oft die Klage, dass viele unserer Jüngeren Geschäfts 
leute nicht mehr die gleiche Thätigkeit, die gleiche Energie, den glei 
chen Eifer für das Geschäft haben wie ihre Väter. Wir halten dieses 
Zwitterding von Halb-Militär, Halb-Geschäftsmann für die Hauptursache 
dieser Erscheinung. Der junge, angehende Geschäftsmann kann nur 
schwer in einen rechten durchgreifenden Arbeitsgeist kommen; kaum 
hat er sich im Geschäfte wieder einige Monate eingelebt, so kommt wie 
der ein Aufgebot für irgend einen Schul-, Wiederholungs-, Schiess- oder 
Reiteours. Behagt dann einem jungen Manne das Militärleben und der 
Militärgeist, so wird sich sein Haupt-Interesse jenem zuwenden, das Ge 
schäft wird zur Nebensache und die Industrie hat eine Kraft verloren, 
welche ihr vielleicht bedeutende Dienste hätte leisten können. 
Die Dienstpflicht der Angestellten wirkt so nachtheilig auf den 
geordneten Gang der Geschäfte, dass Fremde und Militärfreie den Vor 
zug haben und schon mancher tüchtige, wackere junge Mann eine aus 
gezeichnete Lebens-Chance dem Militarismus opfern musste. 
Der Schaden, den diese absolutistische Militärwirthschaft der 
schweizerischen Industrie schon gebracht hat, ist von solcher Wichtig 
keit für das allgemeine Wohl, dass es an der Zeit wäre zu prüfen, ob 
dieser Krebsschaden, der in so mannigfacher Weise am Marke unseres 
Volkes zehrt, wirklich als ein unabänderliches Uebel hingenommen wer 
den müsse, oder ob sich die Last nicht erleichtern liesse. 
Schluss. 
Wir sind am Schlüsse unseres Berichtes angelangt. Wir betrach 
ten die Weltausstellungen wie Meilensteine, wo wir wohl thun, einige 
Augenblicke stille zu stehen, um unsere Umgebung zu betrachten und 
um uns für neue Ziele zu orientiren. 
Bei aller Grossartigkeit der Ausstellungen muss es Vorkommen, 
dass einzelne Industrien blos lückenhaft oder schwach vertreten sind, 
und desshalb vom wahren Sachbestand kein klares Bild geben; um zu 
einer richtigen Anschauung der Situation zu gelangen, darf man darum 
nicht blos das uns durch die Ausstellung Gebotene berücksichtigen, son 
dern man muss die allgemeinen Verhältnisse mit in Betracht ziehen. 
Es steht ausser Zweifel, dass die Stellung unsererer textilen In 
dustrie sich seit 1867 nicht nur nicht gebessert hat, sondern bedeutend 
schwieriger geworden ist. Der Kampf mit der fortschreitenden auswär 
tigen Concurrenz und der Ungunst unserer commerziellen Verhältnisse 
hat sich vermehrt, unser Export muss sich mit einem Nutzen begnügen, 
der mit dem Aufwand an Capital und Arbeit in keinem Verhältnisse
	        
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