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C. Baumann-Zürrer in Zürich.
und von Intelligenz zu Grunde liegt, und dass der Hacken anderswo zu
suchen ist, warum diese Industrie dort im engen Kreis sich zu drehen
gezw ungen ist, und bis zur Stunde die um sie gezogenen Schranken noch
nicht hat brechen können.
Einer meiner österreichischen Jury-Collegen. selbst Fabrikant und
einer von den Ersten, fragte mich eines Tages: Woher kommt es. das=
ich als üebernehmer ein« schon seit 60 Jahren gegründeten, schon von
meinem Vater und Grassvater mit Fleiss. Umsicht und Verständnis?
betriebenen SeidenstoflTabrikations-Geschäftes, das sich von jeher mit
seinen Erzeugnissen zeigen lassen konnte, nicht ebensoviel oder mehr
Erfolg gehabt habe, als Ihre viel jüngeren schweizerischen Fabriken?
Ich wusste ihm nichts Besseres darauf zu antworten, als das: dass,
hätten sein Grossvater, sein Vater und er selbst, unter gleichen Verhält
nissen in der freien Schweiz anstatt in Oesterreich zu arbeiten Gelegen
heit gehabt, seine Firma, ohne allen Zweifel, mit vollem Erfolg heute
eine weltbekannte wäre.
Wenn mit gutem Grund mancher brave Oesterreicher, Angesichts
des kolossalen Ausstellungsdefizites, an das er auch wird mitbezahlen
müssen, sieh hinter den Ohren kratzen mag, so habe ich dagegen zu
öftern Malen die Bemerkung zu machen die Gelegenheit gehabt, dass die
dortigen industriellen Kreise über den grossen Nutzen, den diese Aus
stellung Oesterreich bringt, oder wenigstens zu bringen im Falle wäre,
mit sich im Reinen sind; - über Vieles, sehr Vieles sind denselben
die Augen erst jetzt aufgegangen, und ich hoffe für dieselben, dass sie
sie offen behalten, und nicht ruhen werden, bis in ihrem Lande solche
sociale und andere Verhältnisse zum Durchbruch kommen, die ihnen
erlauben werden, ihren Geschäftshorizont zu erweitern.
Kehren wir. nach diesen Streiflichtern über einige der vorzüg
lichsten Ausstellungen anderer Länder, zu unserer eigenen Seidenwaaren-
aosstellung zurück, und machen wir unsere Reflektionen über unsere
' erdienste und die Fortschritte, die wir gemacht haben, so glaube ich.
bei allem Respekte für die heutigen Pioniere unserer Seidenindustrie,
dass wir allen Anlass haben, bescheiden zu sein und nicht auf den
erhaltenen Lorbeeren auszuruhen; — denn wenn ich auch zugeben will,
dass durch die uns gewordenen Auszeichnungen der im Verlauf der Zeit
wohlerworbenen Reputation unserer Seidenindustrie nur Gerechtigkeit
widerfahren ist. so kann ich anderseits nicht verhehlen, dass wir die
selben nicht allein der Vorzüglichkeit und der grossen Atraktion der
Waaren. sondern zum grossen Theil auch der Sympathie zu verdanken
haben, deren sich unsere Ausstellung von Anfang an im Allgemeinen
und im Speziellen die Gruppe V zu erfreuen hatte, Sympathie, die meine
Aufgabe um so mehr erleichterte, als es sonst, — bei den verschiedenen
ementen. aus denen unsere Jury-Sektion zusammengesetzt war, und
die zum Theil grosse Neigung zeigte, Alles mehr vom technischen, als