Baximwollweberei.
die Fabrikate dieser asiatischen Länder und diejenigen der Schweiz kom
men aus der gleichen Hand.
Warum hatte die in der Mitte Europa’s liegende Schweiz sich in
einen industriellen Wettkampf mit jenen fremden Völkern des Ostens
eingelassen, anstatt die Bedürfnisse ihrer nächsten Nachbarn zu studiren ?
Weil diese Nachbarn sich geweigert hatten, mit dem stillen, fleissigen
Bergvqlke in einen freien Handelsaustausch zu treten und ihm den Ver
kauf seiner Fabrikate durch Prohibition oder hohe Zölle unmöglich ge
macht hatten; dasselbe war desshalb gezwungen, die Handelsfreundschaft,
welche ihm seine christlichen Nachbarn verweigerten, bei den Türken
und Heiden zu suchen.
An ungefärbten Stoffen zeigte die Schweiz einige sehr schön ge
arbeitete Stücke rohe feine Mousselinen und Jaconnat, welche als Fa-
bricate des mechanischen Webstuhles eine bedeutende Leistungsfähigkeit
in feinen Geweben bekundeten, allein daneben fand sich auch nicht ein
einziges Stüiji Madapollam, geschweige Pique, Satin, Reps etc. und über
haupt kein gebleichtes und appretirtes Stück schwere Baumwollwaaren
wie sie England und die anderen Grossstaaten massenhaft liefern. Warum
diese Lücke? Weil unsere mechanische Weberei in den complizirten
Stoffen zurückgeblieben ist, und weil ferner unsere Bleicherei und Ap
pretur sich in den schweren Baumwollfabrikaten mit dem Ausland nicht
messen kann.
Die Ausstellung in den weissen brocliirten Artikeln war etwas
reichhaltiger, zeigte aber im Vergleich zu früheren Leistungen auch nicht
den mindesten Fortschritt. Warum dieser Stillstand in einem Zweige,
der so viel Abwechslung bietet und in dem sich die Schweiz früher
ausgezeichnet hatte? Weil die Träger dieser Industrie keine genügende
fachliche Bildung haben, und daher mit den Anforderungen der Zeit
nicht mehr Schritt halten können, und weil die ganze geschäftliche
Grundlage, auf welcher dieselbe ruht, so veraltet ist, dass neue Bahnen
gefunden werden müssen, wenn dieser Geschäftszweig nicht total ver
fallen soll.
Nach diesem allgemeinen Ueberblick erlauben wir uns, die heu
tigen Leistungen der einzelnen Länder im Vergleich mit der Schweiz zu
prüfen.
England nimmt nicht blos in der Spinnerei eine weltbeherrschende
Stellung ein, sondern in noch höherem Maassein der Baumwollweberei;
kein anderes Land kann in den billigen Sorten Tücher mit ihm concur-
rüen; es hat das Monopol in der Deckung des Bedarfes aller aussereuro-
päischen Länder.
England hatte schon im Jahre 1850 223,606 mechanische Web
stühle,- also zu einer Zeit, wo die Schweiz erst anfing daran zu denken,
sich für die mechanische Weberei einzurichten. Trotzdem seither die
meisten europäischen Länder sich durch Errichtung eigener Webereien