MAK

Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

42 
J. Steiger-Meyer in Herisau. 
Die Handweber arbeiten alle in trockenen Stuben; sie verarbeiten 
im 2. und 3. Stock die feinsten Garne, während man bei uns im Glau 
ben ist, dieselben können blos im feuchten Keller verwoben werden. 
Sachsen hat in Chemnitz eine Gewerbeschule, wo die gesammte Weberei 
theoretisch und praktisch durchgenommen wird. 
Die sächsische Appretur wurde besonders durch einen Schweizer 
Namens Engster verbessert; derselbe war Fabrikant gewesen und zählte 
unbedingt zu den fähigsten Köpfen, welche die schweizerische Weberei 
je gehabt hat; er verlor dann durch fortwährendes Pröbeln seine Exi 
stenz und ging nach Frankreich; er arbeitete einige Zeit in einem Ap 
preturgeschäft in Tarare, und kam dann wieder in seine Heimath zurück 
um die erworbenen Kenntnisse zu verwerthen; man schenkte ihm aber 
kein Vertrauen. Diess trieb Eugster nach Sachsen, wo er willige Auf 
nahme fand; seine Appret-Maschinen erwiesen sich als praktisch und 
brachten der sächsischen Baumwoll-Industrie einen ausserordentlichen 
Nutzen. Von Sachsen ging er nach Wien und fand auch dort Leute, 
welche seine Verbesserungen gerne annahmen. Seine Gesundheit war 
aber auf’s Tiefste angegriffen; er wandte sich wiederum der Heimath 
zu. Er fand diessmal willkommene Aufnahme, war aber schon so ent 
kräftet, dass er die entworfenen Maschinen nicht mehr selbst aufstellen 
konnte und noch auf dem Sterbebette die letzten Geheimnisse dictirte. 
Auch unserer Industrie war dieses letzte Vermächtniss Eugsters 
von bedeutendem Nutzen, allein es wäre besonders für unsere mechani 
sche Feinweberei geradezu epochemachend geworden, wenn wir die 
Verbesserungen zuerst, vielleicht einzig erhalten hätten, wie diess ohne 
Zweifel die erste Absicht Eugsters gewesen war. 
Die Appreturarbeiter verdienen in Sachsen Fr. 8 bis Fr. 18 per 
Woche; Verweberinnen erhalten für 10 Arbeitsstunden Fr. 1. 25 bis 1. 50. 
Die deutsche Baumwollweberei war in Wien nur mangelhaft ver 
treten; aus dem Eisass hatten nur wenige Fabrikanten ausgestellt. Da 
runter waren A. Herzog & Co. in Logelbach, Hartmann & Sohn in 
Münster, Schlumberger & Sohn in Mülhausen; die französisch gesinnten 
Firmen waren weggeblieben. Augsburg war durch eine Collectiv-Aus 
stellung vertreten. Eine Anzahl Fabriken aus dem badischen Wiesen- 
thal hatten die Ausstellung ebenfalls beschickt. Dagegen war Sachsen 
der Ausstellung total ferne geblieben. Allgemeine Anerkennung fanden 
die Baumwollsammte von Linden bei Hannover und von Ettlingen, 
welche sowohl in Färberei als Appretur mit dem Besten, was England 
leistet, concurriren. In der Buntweberei waren ziemlich viele Aussteller; 
doch hatten nur wenige grössere Bedeutung; L. A. Riedinger in Augs 
burg arbeitet mit 572 mechanischen Stühlen, Hermann Grüner und 
Freude & Wunsche, beide in Ebersbach, hatten levantinische Jacquard 
artikel ausgestellt. Gladbach war durch seine billigen Hosenstoffe ver 
treten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.