Baumwollweberei.
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zu decken. Die Erwartungen erwiesen sich aber bald als grosse Täu
schung; es bedurfte mehrere Jahre, um die in Yokohama angehäuften
Lager zu lichten. Ausser den Taffachelassen hat Japan von der Schweiz
nur sehr wenig in Baumwollwaaren bezogen.
Die Ausstellung der Türkei war ausserordentlich mannigfaltig;
ausser den Fabrikaten der verschiedenen Provinzen waren Figuren in
Lebensgrösse und in der Nationaltracht vorhanden, welche die Verwen
dung der verschiedenen Stoffe veranschaulichten. Persien, Indien,
China, Egypten, Tunis, Maroceo und selbst Timbnctu sandten die
Erzeugnisse ihrer uralten Industrie, und boten namentlich für die Bunt
weberei ein reiches Material; man kam aber auch gleichzeitig zu der
Ueberzeugung, dass die einheimische Industrie dieser Länder stark genug ist,
um mit Hülfe englischer Garne und billigen Arbeitslöhnen dem Import von Europa
für alle farbigen und complizirten Artikel nur eine beschränkte Marge zu lassen.
Die Baumwollweberei der Schweiz hat sich seit 1867 trotz den
im Allgemeinen nicht gerade günstigen Conjuncturen etwas vermehrt.
Man zählte damals 13,000 mechanische Webstühle; heute werden die
selben von Fachleuten, welche sich für eine genauere Statistik interes-
sirten, auf 19—20,000 geschätzt. Der durchschnittliche Productionswerth
eines Stuhles ist circa Fr. 2500, also der Totalwerth circa 50 Millionen
Franken. Diese Vermehrung geschah indessen zum grossenTheil zu Lasten
der Handweberei; die sämmtlichen Fabrikanten von Buntwaaren errich
teten entweder neue mechanische Webereien oder vergrösserten ihre
Etablissemente. Ebenso trieben die technischen Fortschritte des me
chanischen Stuhles die Handweberei des Gantons Appenzell um ein
gutes Stück rückwärts; während noch 1867 ein Gewebe von Nr. 90 Zettel
und Nr. 130 Einschlag bei uns als die höchst mögliche Leistung des
mechanischen Stuhles angesehen wurde, drängte man in den letzten
Jahren den Handwebstuhl in glatter Waare bis auf Garn Nr. 150 zurück.
Ausser diesen Factoren ermunterten auch die guten Resultate der
ersten Sechziger Jahre und die guten Aussichten für einen regelmässigen
Absatz von Jaconat nach dem Eisass zur Erweiterung der bestehenden
Etablissemente. Die hiedurch entstandene effective Vermehrung in der
Produktion glatter Stoffe wird aber nicht viel grösser sein als die Re-
duction, welche die fagonnirte Weberei vom Canlon Appenzell und St.
Gallen in Folge Vernachlässigung und ungünstiger Conjuncturen erlitten
hat. Wir schätzen, dass von den 19 —20,000 mechanischen Stühlen circa
*/* fü.r die Buntweberei, */« für den Markt in St. Gallen, */* für die
Piothfärberei und V- für Druckerei und Export arbeiten.
Die schweizerische Buntweberei hat seit 1867 einen grossen
Theil ihrer Industrie auf den mechanischen Stuhl übergetragen, sie be
schäftigt dato circa 5000 Kraftstühle; dabei unterhält sie aber immer
noch sehr viele Handweber. Man zählte deren im Jahr 1866 noch circa
io,000; dieselben haben sich seither bedeutend vermindert.