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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

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J. Steiger-Meyer in Herisau. 
Italien exportiren können, so wird diess aufhören, sobald die mecha 
nische Weberei dieser Länder die Lücke selbst ausfüllen kann. 
Auch in der mechanischen Weberei von rohen Tüchern sind die 
Arbeitslöhne seit 20 Jahren fast verdoppelt worden. Wir verdanken 
einem befreundeten Hause in Wald folgende Tabelle der erfolgten Stei 
gerung : 
Weber 
Spuhler 
Zettler 
Eindreher 
Schlichter 
Webermeister 
Staber 
1853 
Fr. 12—15 
» 10 
» 14 
» 12 
» 32 
» 28 
20 
1863 
Fr. 15—18 
» 12 
» 18 
» 14 
» 40 
» 35 
»> 28 
1873 
Fr. 24 -28 
» 18 
» 26 
» 25 
» 60 
» 55 
» 42 
Diese Ansätze sind die durchschnittliche Löhnung in 12 Arbeitsta 
gen; früher hatte der Arbeitstag 14 Stunden, später 13 und seit fünf 
Jahren noch 12 Stunden. 
Wir haben schon wiederholt angedeutet, dass die früher so be 
deutende Fabrication feinerer Baumwollgewebe von St. Gallen und Appenzell 
seit 1867 keine Fortschritte gemacht habe. Diese Industrie stand in den 
Vierziger und Fünfziger Jahren in grosser Blüthe. Wer einige Tausend 
Franken besass, um einige Webstühle anzuschaffen, konnte Geld verdie 
nen, auch ohne viele Kenntnisse von der Weberei zu haben. Diese 
Glanzperiode war aber nur von kurzer Dauer; die Fabrication wurde 
zersplittert; es gab Wenige, die über Hundert Weber hatten. Die 
gewöhnliche Zahl Arbeiter, welche ein Fabrikant beschäftigte, bewegte 
sich zwischen 30—40; der durchschnittliche Werth den ein Webstuhl 
per Jahr produzirte war ca. Fr. 1000. 
Es kam Niemanden in den Sinn die Weberei gründlich zu er 
lernen; wer es verstand einen Zettel zu machen, wurde Fabrikant. 
Jede Woche zwei Mal kamen 3—400 Fabrikanten nach St. Gallen, um 
ihre inzwischen von den Webern wieder eingegangenen Stücke feil zu 
bieten. Es wurde planlos darauf los fabrizirt; die Goncurrenz für Ar 
beiter war so gross, dass diese einfach dictiren konnten, was für Artikel 
sie weben wollten. 
Als mit der amerikanischen Crisis von 1857 die Nachfrage stockte, 
war sofort Ueberproduktion da. Mit der Ueberproduktion fielen die 
Preise und reduzirte sich das grosse Benefice. Artikel, welche 1856 mit 
Fr. 20 bezahlt wurden, galten 1861 noch Fr. 12 bei gleichen Kosten für 
Rohmaterial. Ein grosser Theil der Fabrikanten konnte nicht mehr 
existiren und musste aufstecken. Der Absatz wurde bis 1866 bei ge 
drückten Preisen und mit grosser Mühe aufrecht erhalten. Fabrikanten 
und Kaufleute waren darauf augewiesen sich so gut^ durchzuschlagen als 
sie konnten, und mussten sich mit einem kleinen Nutzen begnügen.
	        
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