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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

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J. Steiger-Meyer in Herisau. 
genau prüfen kann, darf die nöthigen Spesen wagen, um die Fabrikation 
technisch und commerziell auf der Höhe der Zeit zu halten; nur ein 
solches Geschäft wird auch im Stande sein, dem Arbeiter dauernd einen 
entsprechenden Lohn zu geben. Der jetzige Fabrikant müsste nicht be 
seitigt werden, allein er hätte in diejenigen Schranken einzutreten, wozu 
er befähigt ist; er müsste Fergger werden, der Zettel und Einschlaggarn 
nebst Karten und Muster erhält und gegen eine mässige Provision die 
Verarbeitung besorgt. 
Wir sind uns bewusst, dass wir mit dieser Anschauung, welche 
den bisherigen ruineusen Schlendrian total umgestalten würde, manchen 
Fabrikanten, der in der Zumuthung, Fergger werden und fleissig arbei 
ten zu sollen und Mittwoch und Samstag seinen vergnüglichen Gang 
nach St. Gallen nicht mehr machen zu dürfen, eine Kränkung seines 
Selbstbewusstseins erblickt, sehr vor den Kopf stossen; wir sind uns 
bewusst, dass die meisten Kaufleute, welche sich bisanhin gewohnt wa 
ren, alle Sorgen und Kosten für Lager, Fabrikationsspesen und neue 
Muster den schwachen Schultern des kleinen Fabrikanten aufzuladen, 
allerlei Einwendungen zu machen haben werden, allein unsere Ansicht 
ist nichts Neues, sie ist lediglich die gleiche Basis, auf welcher heute 
das gleiche Geschäft in Frankreich, Schottland, Sachsen und Wien be 
ruht, und bedarf daher gar keiner weiteren Vertheidigung. 
Ein Factor, der ebenfalls zur Zerstörung des St. Gallisch-Appen- 
zellischen Geschäftes in den leichteren Baumwollgeweben beiträgt, ist 
die blinde Rücksichtslosigkeit von Bleichern und Appreteuren. Dieselben 
bilden in St. Gallen getrennte Geschäfte, während sie sonst fast überall 
in der gleichen Hand ruhen. Die Appreteurs haben ihre Preise seit 4 
Jahren um 50—100 °/o erhöht; ihr Tarif ist der höchste den es gibt. 
Ein Stück 40"—12 Yards Mousseline kostet in Glasgow fürOrgandis- 
Appret inclusive Brennen und Bleichen Fr. 1.25, bei uns Fr. 1.55, was 
bei einem Rohwerthe von 40 Gt. per Yard den gleichen Artikel gegen 
über Glasgow um 7 °/o höher stellt. Victoria Lawn kostet in Glasgow 
Fr. 1.05, bei uns Fr. 2, was bei einem Rohkosten von 50 Gt. per Yard 
den Artikel um 15 °/o vertheuert. 
Ein Stück französisch Organdis 40"—8 Stab kostet in Plauen 
Fr. 1.13, in Tarare Fr. 1.15, bei uns Fr. 1.35. Ein Stück 40"—15 Meter 
Tarlatan kostet in Tarare Fr. 1.50, bei uns Fr. 2.80. Ein Stück gestickte 
Mousseline 30'—25 Meter kostet in St. Quentin Fr. 1.75, bei uns Fr. 2.75. 
Ein Paar gestickte Gardinen l0 /4—3 l /2 Stab kostet in Plauen Fr. 2, bei uns 
Fr. 3. Ein Stück 12 /r—19 Stab gestickte Guipure kostet in Plauen Fr. 3.75, 
bei uns Fr. 4.60. 
Wie soll sich die Schweiz bei solchen Preisdifferenzen für Blei 
cherei und Appretur, welche die Waare um 5—15 °/o vertheuern, gegen 
die auswärtige Goncurrenz auf die Dauer halten können? Als vor vier 
Jahren die Kaufleute sich von der Corporation der Appreteure eine Be-
	        
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