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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

Ban m Wollweberei. 
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sprechnng erbaten um die gemeinsamen Interessen zu verhandeln, wur 
den sie schnöde abgewiesen und jede Besprechung verweigert. 
Diese durch gar keine Motive gerechtfertigte Handlungsweise be 
zeichnet blos die Beschränktheit des geschäftlichen Gesichtskreises des 
gesammten sekundären St. Gallisch - Appenzellischen Gewerbsstandes. 
Derselbe hat mit sehr wenigen Ausnahmen gar keinen Begriff, dass man 
in anderen Ländern fortschreitet, dass die Schweiz je im Absatz ihrer 
Fabrikate irgend welche Schwierigkeit haben könnte, und dass es über 
haupt für Handel, Fabrikation und Appretur gemeinsame Interessen gebe. 
Während der durchschnittliche Netto-Nutzen, welchen der Handels 
stand seit 15 Jahren auf den sämmtlichen Webwaaren machen konnte, 
kaum eine Moyenne von 5°/o beträgt, träumt man heute noch von 20 
bis 50 % und hält jede Beschwerde von seiner Seite für einen Versuch, 
Fabrikanten und Bleicher und Appreteure noch mehr auszubeuten. Wenn 
Weber oder Appreturarbeiter bei ihren Arbeitgebern Lohnerhöhung ver 
langen, so war es seit Jahren ein beliebtes Auskunftsmittel, die alleinige 
Schuld ihrer unbefriedigenden Löhnung auf die Kaufleute zu schieben. 
Es ist kein Wunder, wenn die Weber die Kaufleute als ihre Bedrücker, 
als Menschen ansehen, die für ihre Lage kein Herz haben, und deren 
ganzes Lebensziel dahin geht, das Land auszusaugen. 
Es ist klar, dass dieser Mangel von gegenseitigem Verständniss 
äusserst missliche Folgen bringen muss. 
Wir müssen bemerken, dass die Preise der Bleichereien und Ap- 
pieturen für schwere Stoffe im Ganton Zürich und Aargau dem Ausland 
sehr nahe stehen und oft vielleicht eher zu billig sind. Bleiche und 
Appretur für ein Stück Madapolam 20 Stab kostet in Manchester 80 Cts., 
in der Schweiz kostet der Appret 2 1 /a G. per Stab, die Bleiche 1 l h C. 
per Pfd.; angenommen das Stück wiege 8 Pfd., so kommt die Waare in 
der Schweiz mit Sengen auf 82 Cts. 
Druckerei und Färberei. 
Die Ersetzung der Handarbeit durch die Maschine hat in allen 
Industrien ausserordentliche Verschiebungen hervorgebracht. Die Hand 
arbeit macht einen Geschäftszweig zum Monopol derjenigen Gegend, wo 
er sich seit Jahrzehnten von Generation zu Generation vererbt hat, und 
die Arbeiter schon von frühester Jugend auf in die Kunstfertigkeit einge 
übt worden sind. Die Maschine vernichtet dieses Monopol; einige Wochen 
oder Monate genügen, um den Arbeiter in seine Aufgabe einzuüben; die 
Fabrikation wird dadurch leicht verschiebbar und zum Gemeingut. 
Die Handarbeit lässt es zu, dass ein Artikel mit wenig Capital und 
im Kleinen selbständig fabrizirt werden kann; die Maschine verlangt ein 
grösseres Geschäft, ein grösseres Capital und eine gehörige technische und
	        
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