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J. Steiger-Meyer in Herisau.
naltrachten und die für die vermöglicheren Stände berechneten Jacco-
net und feinen Cambrie. In allen diesen Ländern ist die Druckerei in
wenige grosse Hände concentrirt.
Die Dannenberg’sche Fabrik in Berlin arbeitet mit 18 Druck
maschinen und liefert per Jahr ca. 350,000 Stücke von 55 Meter. Die
Cosmanos Druckerei in Oesterreich besitzt ebenfalls 18 Druckmaschi
nen und liefert ca. 400,000 Stücke. Die Fabrik La Espanna in Barce
lona liefert 200,000 Stücke per Jahr. Alle diese Etablissemente lieferten
in couranter Waare ausgezeichnete Fabrikate, welche von den gewöhn
lichen Leistungen des Eisass nicht weit entfernt waren. Die hochfeinen
Nouveautes wagen sie nicht zu berühren.
Nordamerika war in Druckwaaren nicht vertreten. Man glaubt
ziemlich allgemein, dasselbe beziehe seinen Bedarf noch hauptsächlich
von England und dem Eisass; diess hat sich aber seit 1867 bedeutend
geändert. Nordamerika produzirt heute alle ordinären Druckartikel
selbst und bezieht von Europa blos noch die feine Waare, weil seine
Spinnerei und Weberei für feine Gewebe noch nicht eingerichtet ist;
die nächsten Jahre werden aber auch darin eine Aenderung bringen,
indem die Entwicklung der Baumwoll-Industrie in dieser Richtung eben
falls rasche Fortschritte macht.
Die schweizerische Baumwolldruckerei, einst bedeutend und nach
allen Gegenden exportfähig, ist durch diese Verhältnisse sehr beengt
worden.
Diese Industrie, obschon seit langem in grössere Hände concen
trirt, denen weder Capital noch Energie und Geschäftskenntnisse man
geln würden, hat sich mit wenigen Ausnahmen die letzten 10 Jahre nur
mit grosser Mühe und einem äusserst bescheidenen Beneflce durchge
schleppt; die Vergangenheit wäre zu verschmerzen, wenn wenigstens die
Aussichten für die Zukunft auf einen Umschwung hoffen Hessen, allein
diess ist leider nicht der Fall.
Man hat es den Trägern dieser Industrie, unter denen sich die
intelligentesten und gebildetesten geschäftlichen Kräfte der Schweiz be
finden, schon längst zum Vorwurf gemacht, dass sie sich nicht bei Zei
ten ebenfalls auf den Maschinendruck geworfen haben. Allein wohin
sollen sie mit der Waare?
Alle europäischen Länder sind ihnen durch die eigene Industrie
verschlossen; im Export begegnen sie England und dem Eisass oder
Deutschland, welche ihre Rouleaux-Spesen zuerst a> f dem inländischen
Consum verdienen, und dann fast zu jedem Preise für den Export ar
beiten.
Wenn sogar das Eisass für die gewöhnlichen Artikel von Frank
reich, dessen Gonsum es total in der Hand hatte, ausgeschlossen wer
den kann, wie darf die Schweiz daran denken, einen solchen Kampf
aufzunehmen.