64
J. Steiger-Meyer in Herisau.
ten Gambrics für Kleider ein grosses Geschäft sowohl für Deutschland
als für den Export; Tarare verschickt seine gefärbten Tarlatans und
Mousselinen nach allen Weltgegenden; Manchester hatte lange Jahre
das Monopol für gefärbte Futterstoffe; Glasgow macht ein grosses
Exportgeschäft in grauer und schwarzer Futter-Mousseline.
In der Schweiz hat sich namentlich ein Etablissement in Winter
thur seit 15 Jahren grosse Mühe gegeben, die farbigen, schwereren Fut
terstoffe zu erstellen; es ist ihm gelungen, befriedigende Resultate zu
liefern und stark beschäftigt zu werden. Auch in St. Gallen und Ap
penzell gibt man sich Mühe, gefärbte Mousseline und Futterstoffe zum
Export zu bringen. Es kann und muss aber in dem ganzen Zweige
noch viel mehr gethan werden; wir stehen nicht auf der Höhe des Aus
landes; wir sind genöthigt, für Färberei .und Appretur noch das Eisass
zu benützen.
Der Artikel ist für die schweizerische Baumwollweberei um so
wichtiger, als er nicht in grossen Quantitäten fabrizirt werden muss wie
die gedruckten Stoffe, welche dem Massenconsum dienen, sondern er
zählt mehr zu den Spezialartikeln; derselbe bietet in Breite und Qualität
des Stoffes eine solche Mannigfaltigkeit, dass sich der Gonsument vom
Werthe keine ganz genaue Rechenschaft geben kann; die Hauptsache ist
schöne Farbe, gute Appretur und gefällige Aufmachung.
Auch in der Garnfärberei stehen wir noch mangelhaft da; wir
haben Färbereien, welche in den gewöhnlichen Farben, wie sie die Bunt
weberei verlangt, Befriedigendes leisten; allein sobald es sich um die
Modefarben in allen Schattirungen handelt, dann sind wir schlecht be
stellt; es ist uns in der ganzen Schweiz keine einzige Färberei bekannt,
welche in diesem Fache nur annähernd den Bedürfnissen der Zeit ge
nügt. Wir halten es für eine dringende Nothwendigkeit, dass dieser Sache
grosse Aufmerksamkeit gewidmet werde, denn schön und exact gefärbte
Garne sind sowohl für die Bandweberei als für die Seidenfabrikation und
die St. Galler Industrie von unschätzbarer Wichtigkeit. Eine Ausstellung
der Leistungen der schweizerischen Baumwollfärbereien müsste von
grossem Nutzen sein; diess würde einerseits jedem Industriellen Gelegen
heit bieten, die heutigen Kräfte kennen zu lernen, anderseits würden
dadurch tüchtige Leute die gebührende Beachtung finden.
Wir würden überhaupt Spezialansstellungen in Zweigen, welche
für den Consum des eigenen Landes berechnet sind, für sehr wichtig
und zeitgemäss halten. Allgemeine oder Bezirksausstellungen haben viel we
niger Werth als der Gesammtüberblick einer einzelnen Industrie, wo hauptsäch
lich der Fachmann hingeht, vom Vielerlei nicht verwirrt wird und eine
wirkliche Belehrung heimnimmt.
Der Productionswerth der schweizerischen Baumwollindustrie dürfte un
gefähr 230 Millionen Franken betragen. Spinnerei und Zwirnerei 90 Mil-