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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

Leinenwaaren. 
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konnte aber mit ihren Handgespinnsten der fremden Goncurrenz nicht 
länger widerstehen, und kam sehr in die Enge; dann raffte sie sich wie 
der auf, bezog mechanisch gesponnene Garne von Belgien, England und 
Schlesien, und ist seit einigen Jahren wieder in Zunahme. 
Die Einfuhr von Flachs und Hanf ist stark im Wachsen begrif 
fen, was auf eine Entwicklung der einheimischen mechanischen Leinen 
garnspinnerei und eine Vermehrung der Weberei hinweist; da der Ex 
port nach Italien in bedeutender Abnahme begriffen ist, indem die Schweb 
mit schwerer Waare durch die italienische Industrie verdrängt wurde, 
so ist klar, dass der vermehrte Absatz nur im eigenen Lande gefunden- 
werden musste. 
Man hat sich Mühe gegeben, Bleicherei und Appretur zu verbes- 
sern, allein auch da wäre ein viel energischeres Eingreifen, ein Zusam 
menhalten der sämmtlichen Fabricanten, um die Ausrüstung zn jedem 
Preise auf die Höhe der Zeit zu bringen,, sehr nothwendig. 
Die mechanische Weberei hat in der schweizerischen Leinen-In 
dustrie bis jetzt wenig Boden gefasst und wird noch fast alles mit dem 
Handstuhl gewoben; auch in England und den andern Ländern werden 
die feineren Damastsorten und die Mouchoirs noch viel mit der Hand 
erstellt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die einheimische Industrie 
den fremden Import auch in diesem Zweige noch bedeutender zurück 
drängen könnte, wenn die Fabrikanten alle ihnen zu Gebote stehenden 
Mittel benutzen würden, um ihre Erzeugnisse auf die Höhe der Goncur 
renz zu bringen; wenn sie auch die Waare etwas theurer zu stehen 
kommen sollte, so bleiben sie doch, aus den unter Rubrik Wollenwaaren 
angeführten Gründen, gleichwohl vollkommen concurrenzfähig; dabei 
kommt ihnen trefflich zu Statten, dass das Schweizer Publikum noch 
immer Berner Leinen der fremden Waare vorzieht. 
Die Consumation der Leinenwaaren im Allgemeinen ist in Zu 
nahme begi iffen; sowohl die Baumwolle als der Jute haben allerdings 
verschiedene Massenartikel an sich gerissen, oder den Absatz bedeutend 
geschmälert, dagegen bringt der fortschreitende Wohlstand eine jährliche 
Vermehrung der Nachfrage für feinere Artikel. 
Wir haben eben den Jute erwähnt, und fühlen uns veranlasst die 
sen neuen Faserstoff, der seit 10 Jahren eine ganz ausserordentliche 
Verwendung gefunden hat, in Kürze zu berühren. Derselbe ist in der 
schweizerischen Industrie noch fast unbekannt, und es ist sehr an der 
Zeit, dass die industrielle Aufmerksamkeit darauf gelenkt werde. 
Vor ca. 30 Jahren wurde der erste Ballen von Indien nach Eng 
land exportirt; 10 Jahre später stieg der Export schon auf 150,000 Bal 
len und letztes Jahr erreichte derselbe die colossale Höhe von 2 Millio 
nen Ballen ä 300 tt; davon gingen ca. 300,000 Ballen nach America. 
England und Frankreich schenken dem Artikel grosse Aufmerk- ' 
samkeit; der Hauptsitz der Fabrication ist Dundee. Die Tonne ä
	        
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