Strohflechterei.
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tion. Laut Statistik vom Jahre 1872 wurden in diesen Schulen ca. 2000
Kinder beschäftigt; dieselben verdienten ca. Fr. 80,000, welche ohne Ab
zug den Kindern zu Gute kamen. Neben dem Klöppeln werden die Kin
der auch in der Nätherei unterrichtet. Die Institution erweist sich als
sehr practisch, und soll dieselbe in sittlicher und intellectuelier Beziehung
einen sehr guten Einfluss ausüben.
Es gibt in Sachsen ca. 20—24,000 Klöpplerinnen, welche fast
ausschliesslich in ihren eigenen Wohnungen arbeiten; dieselben verdie
nen per Woche Fr. 7 bis Fr. 20, je nach Artikel und Gewandtheit; die
Arbeitslöhne haben sich seit 10 Jahren verdoppelt; der Werth der säch
sischen Spitzenfabrikate wird auf ca. 7 Millionen Franken veranschlagt.
In Belgien soll die Spitzenfabrikation ca. 100,000 Personen beschäf
tigen und der producirte Werth ca. 50 Millionen Franken betragen.
Die Zahl der Spitzenarbeiterinnen in Frankreich wird auf 200,000
Personen geschätzt.
Die Posamenteriearbeiten haben noch mehr Verwandtschaft mit
der Strohflechterei als die Spitzen; deren Consum ist ebenfalls ein ganz
enormer und hat besonders in den letzten 10 Jahren durch die Ausdeh
nung des Confectiongeschäftes sehr zugenommen. Beide Branchen wa
ren an der Wiener Ausstellung reichlich vertreten.
Es wurden allerdings schon Anfangs der 50er Jahre Versuche ge
macht, die Klöppelei in der Schweiz einzuführen; die Sache wurde aber
wieder fallen gelassen; seither haben sich die Verhältnisse total verän
dert, und es wäre sicher sehr wünschenswerth, dass derselben neuerdings
eine einlässliche Aufmerksamkeit geschenkt würde.
SECTION y.
Stickereien.
Mascüinenstiekerei.
Die Stickereien der Schweiz haben auf allen bisherigen Ausstel
lungen einen Ehrenplatz eingenommen. Schon bei der ersten Weltaus
stellung in London 1851 wurden die feinen präcisen Arbeiten der Fein
stickerei, die reich gestickten Tüllgardinen, als dem Besten was andere
Länder in diesen Branchen leisten, ebenbürtig beurtheilt. Seit jener Zeit
hat sich in diesem Industriezweige eine grosse Umgestaltung entwickelt.
Schon im Jahre 1830 erfand der Franzose Heylmann eine Maschine,
welche den die Grundlage der Feinstickerei bildenden Blattstieh in vor
züglicher Weise nachahmte.
Die Maschine gelangte 1840 in die Hände der Firma B. Ritt
meyer & Co. in St. Gallen, nachdem dieselbe schon mehrere Jahre vor-