Stickerei.
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eine Grisis, welche Viele in schwere Noth brachte; mit dem Herbst be
lebte sich das Geschäft neuerdings und geht wieder befriedigend, doch
scheinen die schönsten Tage der Lucrativität vorbei zu sein.
Der durchschnittliche Productionswerth einer Maschine beträgt ca.
Fr. 4000; rechnen wir, es seien ca. 6000 Maschinen das ganze Jahr im
Betrieb, so ergiebt sich ein Betrag von ca. 25 Millionen Franken. Da
von gehen ca. 11 Millionen nach Nordamerica, ca. 7 Millionen nach Eng
land, ca. 3 Millionen nach Frankreich und der Rest vertheilt sich auf
die andern europäischen Länder und die Golonien.
Es ist dabei sehr zu beachten, dass von obiger Summe ca. 80 °/°
als Arbeitslöhne und Benefice im Lande Zurückbleiben. Die Zahl der
dabei als Sticker, Fädler, Zeichner, Mechaniker, Bleicher, Appreteur,
beschäftigten Personen wird auf 20,000 geschätzt. Dieselben wurden in
der Mehrzahl aus der im Rückgang begriffenen Handweberei auf die
neue Branche übergeleilet; der sehr gute Verdienst veranlasste auch
viele Handwerker und Bauern, sich demselben zuzuwenden. Eine grosse
Zahl von Ortschaften verdankt dem Artikel neues Aufblühen und
Wohlstand.
Mit Anfang der Sechziger Jahre wurde die Maschinenstickerei auch
nach Sachsen verpflanzt. Die dortigen Fabricanten engagirten Schweizer
als Werkführer, Zeichner und Sticker und betrieben das Geschäft so ra
tionell, dass der Schweiz eine bedeutende Concurrenz zu erwachsen
drohte. Namentlich Plauen nahm die Sache mit grosser Energie an die
Hand und verdoppelte binnen 10 Jahren seine Einwohnerzahl. Die in
Sachsen gebauten Maschinen sind im Principe von der gleichen Con-
struction wie die schweizerischen.
Dagegen glaubten die sächsischen Fabrikanten ein mittelkräftiger
Mann könnte es ganz gut aushalten, eine bedeutend schwerere Maschine
zu führen als blos eine zweireihige von 4- 1 / 2 Yards Länge und 1 1 /2 Zoll
Nadelrapport, also im Ganzen mit 208 Nadeln.
Sie bauten Maschinen im eigenen Lande, verlängerten dieselben
auf 5 Yards, reducirten den Nadelrapport auf 1 Zoll und machten sogar
3 Reihen Nadeln.
Eine solche zweireihige Maschine von 5 Yards Länge und 1 Zoll
Nadelrapport arbeitet mit 336 Nadeln, sollte also 50 °/o mehr Arbeit
liefern als eine Sclnveizermaschine von blos 208 Nadeln.
Eine dreireihige Maschine von gleicher Construction hat selbst
504 Nadeln, also 150 °/o mehr als die schweizerische; ja man trieb es so
gar so weit, den Nadelrapport auf 3 /« Zoll zu stellen und die Nadelzahl
auf 630 zu steigern, also 3 Mal so viel als die schweizerische.
Es laufen in Sachsen ca. 2000 Maschinen; davon wurden 1626 in
Sachsen selbst gebaut und zwar 965 Stück zweifache und 661 dreifache.
Ungefähr 2 /s sind auf 1 Zoll Rapport und 'js auf 3 /t und 1 */* Zoll