WIEN
Ein Fischerdorf am hellen Donaustrande ....
Wie still und einsam alles ringsumher ....
Den dunkeln Forst, die grünen Hiigellande
Durchstreift der Jäger nur mit Pfeil und Speer . . .
Ein Eiland dann, umbraust von wilden Wogen
Aus Nord und Ost ergossner Völkerftuth ....
Ein Bollwerk drauf, von deutscher Kraft bezogen,
Und Halt gebietend wilder Feindeswuth ....
Und heute stolz an zweier Völker Marken,
Die eines Reiches Doppel aar umkreist —
Die Weltstadt — der ein mächtiges Erstarken
Noch höh’re Ziele ihrer Grösse weist.
Das neue Wien! AYo jüngst noch finstre Festen
Das Herz der Stadt zum sichern Hort umgrenzt;
Nun hell im Ring von herrlichen Palästen,
Des Musentempels goldne Zinne glänzt.
Wo zur Parade zog der Truppen Kette:
Erblüht dem Wissen nun ein Heiligthum,
Dem Rath des Friedens eine würd’ge Stätte,
Den schönen Künsten ein Bifolium.
In reicher Pracht entfaltet sich daneben
Des neuen Domes hehre Wunderschau,
Bis zum Zenith die schlanken Pfeiler streben, —
Ein Geisterschiff im weiten Aetherblau.