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Hinsichtlich des Baustyles wurden die besten gothischen
Kirchenbauten des 13. bis Mitte des 14. Jahrhunderts als
Vorbild benützt. Die Detaildurchbildung ist mit Rücksicht
auf die verhältnissmässig kleinen Dimensionen des Bauwerkes
in verhältnissmässig einfacher Weise vorgenommen. Am reich
sten erscheinen die Pfeiler des Innern, welche als Vorbild
das zur grössten Vollkommenheit entwickelte Gewölbesystem
des Kölner Domes haben. Gleich den Bauwerken der muster-
gütigen Periode ist in den Ornamenten auf möglichste Man
nigfaltigkeit der Motive und reichen Wechsel der Detailformen
grosser Werth gelegt.
Dem statuarischen Schmucke der Kirche liegt ein zu
gleicher Zeit mit der Conception des Bauwerkes entworfener
typologischer Bildercyclus zu Grunde, von welchem der grös
sere Theil der Figuren auch bereits ausgeführt wurde. An
der Hauptfarjade soll die Erlösung, an der rechten Fa§ade
die Heiligung, an der linken die Schöpfung plastische Dar
stellung linden.
Dimensionen und Kosten. Grösste Länge der Kirche
89 m , lichte Weite der Kirche 28,8 m , lichte Weite des Haupt
schiffes ll,4 m , lichte Höhe des Hauptschiffes 28,4 m . Höhe der
Thiirme 99 m . Die Kosten betrugen bis Ende des Jahres 1872
im Ganzen 3118504 fl. und wurden bis dahin 18500 C m Stein
verarbeitet, ^ur Vollendung werden noch ungefähr 600000 fl.
erfordert.
Das Material ist durchwegs harter Sandstein aus den
Brüchen von Wöl lersdorf, Brunn am Steinfeld, Mühlen
dorf am Leithagebirge und Aszlop. Das Dach vom Hoch
schiffe ist mit Schiefer in zwei Farben, jene der Seitenschiffe
mit Blei eingedeckt.
Bauthätigkeit. In den ersten 6 Jahren wurde der
Bau seiner ganzen Ausdehnung nach in der Seitenschiffhöhe
vollendet. Im 7. und 8. Baujahre wurde der ganze Bau der
Thürme und des Langhauses in die Höhe des Langschiffes
gebracht. Im 9. Baujahre erreichten die Thürme die Höhe
des Hauptgiebels und im 10. und 11. Baujahre wurden die
selben bis zur Basis der Thurmhelme gefördert. Im 12. Bau
jahre wurden die Thürme vollendet, so dass sich die Bau
thätigkeit der vier letzten Jahre ausschliessend auf die Vol
lendung der Thürme beschränkte und zwar aus dem Grunde,
weil die Fonds für die gänzliche Vollendung des Bauwerkes
durchaus nicht garantirt waren, so dass die Gefahr nahe lag,
dass nach Vollendung des Baues vom Kirchenschiffe der
Thurmbau möglicherweise unvollendet bleiben könnte. Diese
Tendenz der Bauleitung, vor Allem die Thiirme zu vollenden,
wurde wesentlich gefördert durch die Widmung von 150000 fl.,