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gebaute Sitzungssaal des Gemeinderathes im zweiten Stocke.
In letzterem sind die Wände mit künstlichem Marmor, die
Plafonddecke in reicher Plastik mit Emblemen der Innungen,
der Künste, der Industrie und des Handels versehen: am
Platze des Präsidiums befindet sich eine reiche architektonische
Gruppe mit freistehenden Figuren und Reliefs von H. Gas
ser; gegenüber liegt die Zuschauertribüne, zu deren Seiten
die Zinkliguren Austria und Vindobona von Rammel
meyer. Die Fenster haben gemalte Glasscheiben von Gey-
ling. Im Hofe steht ein Brunnen mit einem schönem Relief
von R. Donner „Antromache, von Perseus befreit“.
Bürgerliches Zeughaus, am Hof 10 (F, 4), wurde im Jahre
1732 erbaut. _ Die Figurengruppen der Fagade sind von Ma-
t hi e 1 ly. (Hinsichtlich der historischen und Kunstschätze
siehe „Sammlungen“.)
Neues Rathhaus. Auf ein neues Rathhaus wurde bereits
im Jahre 1858, bei Aufstellung des Programmes für die Stadt
erweiterung Bedacht genommen; jedoch wurde damals nur
ein Flächenraum von 7200 Qm für nöthig erachtet. Der der
Gemeinde zugewiesene Bauplatz entsprach derselben indess
nicht; es gelang ihr aber, im Jahre 1868 einen Bauplatz von
14400 Qm vor dem ehemaligen Karolinenthore zu erhalten, und
noch in demselben Jahre wurde zur Ausschreibung eines Con-
curses geschritten, welcher alle in- und ausländischen Fach
männer zur Betheiligung einlud. Es langten 63 Projecte aus
Deutschland, 18 aus Frankreich und 4 aus Italien ein. Preise
von je 4000 fl. erhielten Fr. Schmidt in Wien, A. Baudry,
E. Chamdon und M. Lambert in Paris; Preise von je
2000A. erhielten E. Demangeat in Paris, O. Thienemann
in Wien, A. Bluntshli in Heidelberg, A. Wurm in Wien;
Preise von je 1000 fl. erhielten K. König in Wien, L. Lang
in Baden-Baden, J. Ul 1 mann in Prag, H. Hertel in Mün
ster. Zur Ausführung wurde das Project des Oberbaur. F.
Schmidt bestimmt und letzterem die artistische und tech
nische Leitung des Baues übertragen.
In demselben Jahre trat indess eine Wendung ein, indem
es der Gemeinde gelang, für die bereits beschlossene Parcel-
lirung des Paradeplatzes den von Oberbaur. F. Schmidt ver
fassten Plan zur Sanctionirung zu bringen, nach welchem
das neue Rathhaus auf diesem Platze, mit einer Fläche von
18700Q m eine viel würdigere Stelle erhielt, als auf dem früher
angenommenen Bauplatze. Hierdurch wurde eine Umarbeitung
des Projectes bedingt. Nach der von F. Schmidt selbst vor
genommenen Umarbeitung begann der Bau im Jahre 1872.
Die Bauzeit ist auf 8 bis 10 Jahre festgestellt.