218
stel’s vollendet. Der Plan wurde zuerst nach den Inten
tionen des Professors Redtenbacher, welchem allein das
Laboratorium unterstehen sollte, verfasst; nach dem im Jahre
1870 erfolgten Tode Redtenbachers ging dessen Lehrkanzel
an zwei Professoren (Rochleder und Schneider) über, was
natürlich Umänderungen des Planes des schon im Bau begrif
fenen Gebäudes zur Folge hatte.
Das Gebäude liegt auf einer unregelmässigen Grundfläche
von 570CO m derart, dass die Hauptfagade 6 m von der Flucht
der Währingerstrasse zurückweicht. Der Bau besteht aus
zwei Theilen von ungleicher Höhe; der vordere von 57 m
Länge und 43 m Tiefe ist das eigentliche Lehrgebäude, wäh
rend der rückwärtige von 34 m Länge, 30 m Tiefe die Woh
nungen der Professoren, Adjuncten, Assistenten und Diener
enthält. Jeder Theil hat zwei Geschosse.
Das Lehrgebäude hat ein geräumiges, schönes Vestibül
mit einer dreiarmigen Treppe; der Mittelarm derselben führt
zu dem Amphitheater des für 350 Hörer angelegten Audito
riums, welches den Mitteltract bildet und von beiden Seiten
Licht empfängt. In den mit dem Mitteltracte parallel laufenden
Flügeln sind die grossen Laboratorien untergebracht, während
im vorderen Haupttracte und an der Rückseite des Lehr
gebäudes kleinere Arbeitszimmer, die Vorbei eitungslocalitäten
für den Hörsaal und die Privatlaboratorien der Professoren
liegen. Corridore längs der Hofseite stellen die Verbindung
her. Für die Hörer der Medicin (Prof. Schneider) wurde das
grosse Auditorium und die ganze Süd- und Westseite be
stimmt, während für die geringere Anzahl der Hörer für
Pharmacie und für Lehramtscandidaten (Prof. Rochleder) das
anfängliche Laboratorium an der Nordseite in einen Hörsaal
umgewandelt und ausserdem für diese Hörer der ganze erste
Stock des Lehrgebäudes bestimmt wurde. Die Souterrainräume
sind auf beide Lehrkanzeln vertheilt.
Das Aeussere ist im Ziegelrohbau mit heller und dunkler »
Farbe und Terracotta (von der Wienerberger Ziegel- und
Baugesellschaft) durchgeführt; nur der Sockel und die Hänge
platten der beiden Gesimse bestehen aus Haustein. In den
Schrifttafeln und Medaillons der Friese, sowie am Hauptpor
tale und an der Bekrönung des Mittelbaues, wurde farbig
glasirte Terracotta angewendet. Im Innern sind das Vestibül,
die Haupttreppe und das grosse Auditorium reicher decorirt;
die figuralischen und ornamentalen Malereien (Allegorien der
vier Elemente etc.) sind von Schönbrunner, die plastischen
Ornamente von Pokorny. Die Höfe mit ihren beiden Log
gien, in welche sich die beiden Gänge öffnen, besitzen schöne
Sgraffiten. 1