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K. k. technische Hochschule, Wieden, Technikerstrasse 13
(F, 6). Das polytechnische Institut wurde im Jahre 1815
in dem alten hierzu adaptirten ehemaligen gräflich Lose'sehen
Hause vor dem Kärntnerthore mit einer Gesammtzahl von
50 Schülern unter Director J. Prechtl eröffnet. Die in diesem
Gebäude vorhandenen Wohnungen waren zwar nicht sehr ge-
räumig und hauptsächlich auf Zinswohnungen eingerichtet;
jedoch konnten für den Anfang einige zu Hörsälen und zur
Unterbringung einiger Sammlungen verwendet werden. Der
vor dem Hause liegende Platz gab Raum zur Ausführung eines
neuen Hauptgebäudes von 125™ Länge; auch bot der übrige
Kaum, noch Gelegenheit zu künftigen Erweiterungen. Der
damalige Eigenthümer, der giechische Banquier und Gross
händler Georg Sina, iiberliess diese Realität um 84000 fl.
Eine unter einem Pfeiler der Eingangshalle ruhende Perga
mentrolle enthält folgende Worte: „Als Denkmal meines
Strebens, wissenschaftliche Aufklärung unter allen Ständen der
österreichischen Staaten zu verbreiten, und insbesondere die
gemeinnützige Ausbildung Meines lieben getreuen Bürger
standes zu befördern, habe Ich diesen Grundstein im Jahre
1816, den 14. October, Eigenhändig gelegt und eingemauert.
Franz I.“
Das unter der Oberleitung des Hofbauraths-Directors
Schemerl, Ritter v. Teytenbach ausgeführte Gebäude,
welches die Tracte A, B und C (Fig. 96) bildete, war für den
damaligen Stand der Baupraxis in jeder Beziehung vollendet
zu nennen.
Das adaptirte Gebäude wurde bereits 1816 versuchsweise
und 1817 allgemein mit Steinkohlengas beleuchtet. Der Gas
erzeugungsapparat war im Institute aufgestellt. Der Gas
beleuchtungsofen wurde später mit einem Dampfapparate in
Verbindung gesetzt, so dass das ganze Gebäude mit Dampf
heizung versehen werden konnte. Dieser Gasbeleuchtungs-
» versuch (von Director J. Prechtl und Prof. Arzberger)
nach den neuesten Verbesserungen war der erste auf dem
Continente; in Folge des gelungenen Versuches wurden im
Jahre 1818 zwei Strassen der Stadt mit Gas beleuchtet. Auch
der Dampfheizapparat war im Jahre 1819 der grösste.
Im Verlaufe zweier Jahrzehnte wurde eine bedeutende
Raumvermehrung nöthig, wozu noch der Umstand kam, dass man
auch für die alle drei Jahre wiederkehrenden Ausstellungen
von Erzeugnissen der vaterländischen Industrie eines geeig
neten Locales bedurfte. Im Jahre 1836 wurde daher Professor
v - Stummer beauftragt, das Gebäude durch einen Neubau
zu vergi össern. Es wurden nun der Mitteltract E und F, der
sogenannte l’anigltract I. die Verbindungstracte D und H,