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Wintergarten der Villa Tullnerhof, ehemals Herrn
Arthaber, jetzt Herrn v. Werthlstein gehörig, in Ober-
Döbling, Hauptstrasse Nr. 98, am Wege von der hohen Warte
zum Kahlenberg, erbaut in den Jahren 1851—1852 vom Ar
chitekten Fuss. Der durch die Lage und die Benützung des
von einem abgebrochenen Glashause stehengebliebenen Dienst
ganges bestimmten Hauptfonn wurde durch Zugrundelegung des
Zwölfecks eine Harmonie in den Linien und Winkeln gegeben,
die, allseitig durchgeführt, sich bis in jede Einzelheit wohl-
thuend bemerkbar macht. Inmitten der malerischen Garten
anlage ist in der Tiefe des Vorsprungbaues ein geschmückter
Sitzplatz angelegt: eine von reichen Vasen umgebene Mosaik-
Estrade. Im Hintergründe der Estrade öffnet ein weites,
durch ein Schiebthor bedeckbares Fenster die Aussicht auf
den Kahlenberg. Mit dieser einzigen Ausnahme ist die Dienst
gangseite völlig geschlossen; alles Andere aber ist in ' Kreuz-
, dach und Wandungen ganz verglast. Zur Ueberwinterung für
K&J. hohe Kopfpflanzen und zur wechselnden Ausstellung blühender
Treibhausgewächse bestimmt, also nur einer massigen Wärme
mit vorherrschender Trockenheit bedürftig, wird das Haus
durch unterirdische Leitungen mittels warmer Luft geheizt.
Der Nachtschutz erfolgt durch Bretter und Kahmenwerk mit
Segeltuch. Zu diesem Zwecke ist das Dach begehbar gemacht.
Die Ausführung ist in Holz (von Wisgrill) erfolgt, da
Eisenconstructionen zu jener Zeit in Oesterreich noch nicht
so alltäglich waren, wie jetzt.
Der jetzige Bezitzer gewährt jederzeit gern den Zutritt.
Monumente.
Das sonst so schöne und reiche Wien ist in Bezug
auf öffentliche Denkmäler ziemlich karg bestellt. Diese jedem
Fremden auffällige Erscheinung mag ihren hauptsächlichsten
Grund wohl darin haben, dass Wien bis zur Stadterweite
rung zu beschränkt in Zahl und Raum seiner öffentlichen
Plätze war und keine Veranlassung hatte seine Monumente
in die entfernt gelegenen Vorstädte zu setzen. Das ist nun
anders geworden und schon in allernächster Zeit werden
einige der vielen in Aussicht genommenen Denkmäler die
Stadt schmücken helfen. Wir meinen zuvörderst das Schiller-
Denkmal von Joh. Schilling in Dresden, das eben in der
Ausführung begriffen ist, das Tegetthoff- und das Grill
parzer - Denkmal.