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Volltext: Technischer Führer durch Wien, mit einem Plane der Stadt nebst Umgebung, einem Plane der Donauregulirung, einem Plane der Weltausstellung, einem geologischen Plane und 137 Holzschnitten

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mehr angewendet, obwohl noch unmittelbar vor der Zeit der 
Stadterweiterung einige solche Dachstiihle aufgestellt wurden. 
Die Dächer der ordinären offenen Ziegelöfen haben noch 
gewöhnlich diese Construction. — Der s teh e n d e D achs tulil 
findet sich häufig bei den Wohngebäuden mit kleiner Spann 
weite. Die Bundgespärre — d. s. solche, welche einen 
Bundtram enthalten — sind in Entfernungen von ca. 4 m aufge 
stellt, dazwischen befinden sich drei Leergespärre. Die 
Sparren der Leergespärre werden bei den älteren Dachstühlen 
durch den Kehlbalken, der mit Zapfen und Nagel mit dem 
Sparren verbunden ist, und dem Stichbalken, in welchen der 
Sparren eingezapft ist („Zapfen mit Besteck“), festgehalten. Der 
Stichbalken ist mit der Mauerbank verkämmt und im Wechsel 
balken eingezapft, der wieder mit dem Bundtrame der Bundge 
spärre verzapft ist. Dieses System der Wechsel und Stiche und 
auch der Kehlbalken ist hier nun fast ganz aufgegeben, wodurch 
ohne constructive Nachtheile eine wesentliche Vereinfachung 
erzielt wurde. — Die Sparren derBundgespärre sind auf derPfette 
aufgeklaut und im Bundtrame verzapft, die der Leergespärre 
auf der Pfette und auf der Mauerbank aufgeklaut; dadurch 
fallen auch die für die Dauer nachtheiligen Zapfenlöcher an 
den Sparrenenden fast weg. Zur Befestigung der Aufklauun 
gen werden ca. 18 cm lange gedrehte Dachstuhlklammern 
eingetrieben. Der doppelt stehende Stuhl, wie derselbe ge 
wöhnlich Verwendung findet, ist jedoch ohne Kehlbalken nicht 
verwendbar; daher werden entweder die Stuhlsäulen gegen 
die Sparren nach Art einer Strebe gestellt und man erhält 
hierdurch den für kleinere Spannweiten oder für Pultdächer 
gerne angewendeten Bockpfetten- oder Boekstreben- 
Dachstuhl, oder man setzt zwischen beide Stuhlsäulen einen 
Spannriegel, wodurch der „stehende Stuh.1 mit Brust 
riegel“, wie er auch fälschlich genannt wird, entsteht. Damit 
der eingesetzte Brustriegel besser verspannt wird, werden die 
früheren Fussbänder der Stuhlsäule zu Streben, und der ver- 
ticale Balken zwischen Strebe und Brustriegel hört auf eine 
Stuhlsäule, eine Stütze zu sein, sondern wird eine Schliesse, 
eine Hängesäule. Auf diese Weise dürfte das hier ganz all 
gemein verwendete Dachstuhlprofil: Der Dachstuhl mit 
eingesetztem Hängewerke, entstanden sein. Das Profil 
ist ungemein einfach, und die Construction bei den geringsten 
Querschnittsprofilen der Balken äusserst wirksam. Fast jeder 
Neubau zeigt diese Construction mit geringen Differenzen in 
den Holzstärken und dem Detail der Verbindungen. Die An 
wendung der Kniestöcke macht das auf die nothwendigsten 
Balken reducirte Profil wieder etwas voller. Fig. 119, Dach 
stuhlprofil über dem Treppenhaustracte mit der Oberlichte über
	        
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