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der Ingenieurarbeiten dem Hofrath R. v. Engerth über
tragen.
Zum Weltausstellungsplatze wurde ein Theil des
Praters gewählt, welcher von der Praterhauptallee, dem neuen
Donaubette, dem Volksprater und von dem sogen. Heustadel
wasser begrenzt wird. Er hat einen Flächenraum von 233
Hectaren, welche circa fünfmal so gross ist, als der für die
Pariser Weltausstellung benützte Baum.
Der hervorragendste Bau ist der Industriepalast von
707“ Länge, 206 m Breite mit einer Grundfläche von 7 Hec
taren. Von Baron Schwarz wurde für die Anlage desselben
das von den Architekten Vandernüll und Siecardsburg
für die Wiener Gewerbeausstellung im Jahre 1845 vorgeschla
gene Fischgrätensystem in Anwendung gebracht, nach
welchem sich an eine Längsgalerie auf jeder Seite Quergalerien
anschliessen. Zur Unterbrechung der Monotonie wurde aber
in der Mitte der ganzen Anlage eine Rotunde projectirt. Die
Idee zur Rotunde lieferte der englische Schiffbauingenieur
Scott Rüssel; die constructive Durchführung leitete Ober-
Ingenieur H. Schmidt; die Ausführung wurde der bekannten
Firma Harkort in Duisburg, als der mindestfordernden, über
tragen. Die Rotunde hat einen Durchmesser von 108 m , eine
Höhe von 84 m und bedeckt einen Flächenraum von 91 Ar;
das konische Dach ruht auf 32 eisernen Säulen von 24,4 m Höhe,
die auf Betonfundamenten stehen; die grosse Laterne hat
einen Durchmesser von 32,4“, die kleine einen Durchmesser
von 8,0 m . Die Hauptgalerie hat eine Breite von 25 m , jede
Quergalerie eine Breite von 15 m und eine Länge von 75“. Die
Galerien werden von eisernen Rippen gebildet, die an den
Seitenwänden durch Riegelwände mit einander verbunden
sind. Die im Style der italienischen Renaissance gehaltene
architektonische Ausstattung rührt vom Architekten C. Ha-
senauer und den ihm beigegebenen Architekten Gugitz
und Corompay her. Der figuralische Schmuck des Haupt
portales wurde nach dem Entwürfe des Prof. F. Laufberger
vom Bildhauer V. Pilz ausgeführt.
Das zweitgrösste Gebäude ist die in architektonischer
Hinsicht sehr einfach durchgeführte Maschinenhalle von
800“ Länge und 50“ Breite mit 4 )0 Ar Flächenraum. Sie
besteht aus drei Schiffen; das mittlere derselben ist um 8“
höher, als die Seitenschiffe. Der Bau wurde von den eben
genannten drei Architekten geleitet; die Einrichtung der ma
schinellen Anlagen leitete Professor R. v. Grimburg.
In architektonischer Hinsicht bildet die Kunsthalle mit
den beiden Kunstpavillons für Kunstliebhaber wohl den
Glanzpunkt der Anlagen. Den hier auszustellenden Producten
g*