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Die Bahn beginnt in Nussdorf und führt in einer hori
zontalen Länge von 5,2 Kilometern = 2 jj deutsche Meilen mit
einer Zwischenstation (Krapfenwald) bis auf das Plateau des
Kahlenberges. (Siehe Plan der Umgebung Wiens.) Die Bahn
ist zweigeleisig; die Spurweite ist die normale; die Steigung
schwankt zwischen 1:20 und 1:10; die Bögen „haben einen
Radius von 180 m .
Die Projectirung der Bahn erfolgte durch Ingen. C. M a a d e r;
der Bahnbau wird von diesem in Verbindung mit Maschinen
meister Riggenbach und Ingen. Zchokke (den Erbauern
der Rigibahn) ausgeführt. Die Eröffnung soll im Juli 1873
stattfinden.
Wasserbauten.
Für den Wasserbautechniker bietet Wien gegenwärtig
ein ungewöhnliches Interesse. Die Regulirung der Donau
hat die hervorragendsten in- und ausländischen Wasserbau
techniker lange Zeit hindurch beschäftigt und gegenwärtig
sind die Regulirungsarbeiten im vollsten Gange. Die hiermit
in Verbindung stehende Absperrung des Donaucanales ist
in ihrer Durchführung so neu, dass sie schon hierdurch
reges Interesse erwecken muss. Von noch grösserer Be
deutung für die Einwohner Wiens aber ist die zur Lebens
frage gewordene Wasserversorgung; nach der nunmehr
herannahenden Vollendung der Hochquellen-Wasserleitung
wird Wien hinsichtlich der reichlichen Versorgung mit
gutem Wasser hinter keiner anderen Stadt zurückstehen.
Es ist zu hoffen, dass auch die Versorgung mit guter Luft
durch Lösung der Wienflussfrage und durch die Verbesse
rung der Canalisation Wiens bald zur Thatsache wird.
Canalisirung der Stadt.
Die Ableitung der atmosphärischen Niederschläge und
der Abfallstoffe der Stadt Wien wird mittelst eines Canal
netzes bewirkt, welches fast auf alle Strasseu Wiens ausge-
, hnt ist und fortwährend erweitert und durch den Umbau
alter Canäle, verbessert wird. Die Fortschaffung der Abfall
stoffe geschieht durch ein Schwemmsystem mit natürlicher
Spülung, welche durch Einleitung des Ueberfallwassers der
Wasserleitungen verstärkt wird. Dem bestehenden Canalnetze
kommen die günstigen Niveauverhältnisse der Stadt sehr zu
Lute, welch’ letztere es ermöglicht haben, dass die einzelnen
Canalstränge mit einem Gefälle von 1: 36 bis 1 : 144 ange-