62
legt werden konnten. Kur in dem tief und nahezu horizontal
gelegenen II. Bezirke, dann in kleinen Theilen des III. und
IX. Bezirkes, sinkt das Gefälle bis auf 1:580, und muss
dieser nicht zu beseitigende Umstand durch entsprechende
Profilvergrösserung paralysirt werden.
Die Aufsammlung und Abführung aller Abfallstoffe und
Niederschläge geschieht in den Donaucanal. Ausser durch
diesen Donauarm wird Wien noch von dem Wienflusse, Otta
kringerbache und Alserbache durchzogen, welche naturgemäss
in den Niederungen abfliessen und durch die Lage derselben
erscheint die Gefällsrichtung des Canalnetzes im Grossen und
Ganzen gegeben.
Durch diese natürlichen Gerinne wird das Wiener Canal
netz in vier Gruppen getheilt; es münden nämlich die Canäle
des II. Bezirkes, dann zum Theile jene des I., III. und IX.
Bezirkes in den Donaucanal, die Canäle des IV., V. und
VI. Bezirkes, dann zum Theile jene des I. und IJI. Bezirkes,
in das Wienflussgebiet, die Canäle des VII. und VIII. Bezirkes
in den Ottakringerbach und endlich die Canäle eines
Theiles des IX. Bezirkes in den Aiserbach.
Der Aiserbach und der Ottakringerbach besteht
nicht als offenes Gerinne; vielmehr sind diese Bäche im
Weichbilde Wiens überwölbt und in Canäle umgewandelt
worden, eine Massregel, die sich nicht nur aus Passage-Bück-
sichten als zweckmässig darstellte, sondern vornehmlich aus
sanitären Gründen nothwendig wurde.
Aus letzteren Gründen wurde auch jede directe Canal
einmündung in den Wienfluss aufgehoben und sind an beiden
Ufern des Wienflusses, parallel mit selben, Sammelcanäle
(die sogenannten Choleracanäle) erbaut worden, welche
alle einmündenden Seitencanäle aufnehmen und direct in den
Donaucanal leiten.
Um bei grossen Begengüssen diese Sammelcanäle zu ent
lasten, sind von letzteren an mehreren Stellen Ueberfallscanäle
in den Wienfluss geleitet, deren Sohlen an der Abzweigung
0,9 bis 1,3 m höher als die Sohlen der Sammelcanäle liegen,
also das Abströmen des gestauten Wassers gestatten, während
die festen Theile in den Sammelcanälen zurückgehalten und
somit in den Donaucanal geleitet werden.
Die Ursachen, welche die Abhaltung der Abfallstoffe vom
Wienflusse begründeten, bestehen auch beim Donaucanale, dem
einzigen offenen Gerinne in Wien, in welchem der Unrath
direct eingeleitet wird. Diese sanitären Gründe lassen die Er
bauung von parallelen Sarameleanälen an beiden Ufern des
Donaucanales als nothwendig erscheinen, und ist diese Aus
führung bisher an den beträchtlichen Kosten der Erbauung