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Allgemeinen hat das Brunnenwasser in Wien eine zu grosse
Härte, welche selbst bis zu 170 u Grad steigt (d. h. in 100000
Th eilen Wasser sind 170 Theile Kalk, Magnesia und Eisen
oxydsalze), während man für das Trinkwasser eine Härte von
etwa 18° als die beste hält. Das Wasser der Donau- und
Seihbrunnen zeigen zum Theil faulende organische Producte
und lebende Infusorien; zum Theil rührt dies von der theil-
weisen Mangelhaftigkeit der Cloaken, zum geringeren Theile
aber auch von dem Umstande her, dass bisher selbst Wasser,
welches einzelne Friedhöfe durchsickerte, in die Stadt ge
langte. Das Wasser der Tegelbrunnen ist frei von faulenden
organischen Stoffen; indessen machen unorganische Stoffe, wie
Schwefel, dasselbe oft ungeniessbar; auch ist es nicht frisch.
Höchstens Vs der bestehenden Brunnen liefert brauchbares
Trinkwasser.
Quell-W asserleitungen.
Schon in älterer Zeit hat man wegen der ungenügenden
Beschaffenheit des Wassers der Schöpfbrunnen Wasserleitungen
ausgeführt. Gegenwärtig bestehen etwa 17 Wasserleitungen,
welche das Wasser meistentheils durch Saugcanäle und
Brunnenstuben, welche in den durchlassenden Erdschichten
in der «Umgebung Wiens angelegt sind, auffangen und der
Stadt mittels gusseisernen Köhren zufiihren.
A. K. k. Hof-Wasserleitungen.
1. Schottenfelder Hof-Wasserleitung mit der im
Bezirke Neubau in der Nähe der Lerchenfelder Kirche liegen
den Ursprungsquelle und zwei in der inneren Stadt liegenden
Ausflusspunkten. Täglich 40 bis 60 C m .
2. Dornbacher Hof-Wasserleitung, deren Ur
sprungsquelle am östlichen Fusse des Galizienberges nächst
der sogen. Bieglerhütte liegt. Ausflusspunkte in der Josef
städter Cavallerie - Caserne, dem k. k. Hofstallgebäude etc.
Täglich 130 bis 140 O.
3. Wasserleitung zum ungarischen Gardehof,
deren Ursprung mit mehreren Wasserstuben auf der sogen.
Karlswiese zu Ottakring liegt. Ausflusspunkt im ungarischen
Gardehof. Wegen zu geringer Wassermenge ist diese Leitung
in neuester Zeit ganz aufgelassen worden.
4. Siebenbrunner Wasserleitung, deren Wasser
durch Brunnenstuben und Saugcanäle auf der sogen. Sieben-
brünner Wiese im Bezirke Margarethen gesammelt und dem
in der Kampe der Augustinergasse liegenden Reservoire zuge
führt wird; von letzterem wird es den einzelnen Bestimmungs
orten zugeführt. Täglich 100 bis 115 Cm.