Einleitung.
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bei Seite geschoben. Das Bekanntwerden des französischen
Schloss-Systems um 1640, des sogenannten „neumodischen“, mit
seinem verborgenen Mechanismus, verursacht eine Umwandlung
auch an dem deutschen Schlosse, indem der Mechanismus in
einem Kasten von Eisen mit Messingblech oder blau angelaufener
Platte überdeckt wird; an dieser Umbildung des Schlosses nahm
auch der Schlüssel Tlieil.
Ich muss bemerken, dass im Mittelalter und in der Renaissance-
Zeit nur ein deutsches Schloss bekannt war, welches seinen
Namen dem Umstande verdankt, dass vorwiegend deutsche Kraft
und Kunst besondere Sorgfalt auf den Mechanismus verwandte.
Die Annahme, dass J. G. Freitag (der um 1700 in Gera
lebte) der Erfinder des französischen Schlosses gewesen sei, ist
öine irrige, da in dem Werke des berühmten Schlossers Mathurin
Jousse: „La fidele ouverture de l’ärt du serruriei" 1 im Jahre 1640
bereits Abbildungen von Schlüsseln erscheinen, die für französi
sches Scliloss^System bestimmt waren.
In der Periode des 18. Jahrhunderts macht sich der Einfluss
des Rococo und des Zopfstyls auch an Schlüssel und Schloss
bemerkbar; die Arbeit an denselben ist mehr eine oberflächliche,
die alte Kunstfertigkeit und Kunsttüchtigkeit im Sehlossergewerbe,
speciell in der Kleinkunst, kommen allmälicli in Vergessenheit.
Ueber den Beginn unseres Jahrhunderts — womit ich meine
Sammlung abschliesse — ist wenig zu sagen; Schlüssel und
Schloss sind in Form und Ausführung glatt und einfach, wie
sie dem dürftigen Geschmacke der Zwanzigerjahre entsprechen;
der Schlüssel ist bis heute noch in der Form derselbe wie vor
einem halben Jahrhundert.
Noch erlaube ich mir, über Entstehung und Anordnung
meiner Sammlung Einiges zu bemerken.
Vor circa 18 Jahren hatte ich die Gelegenheit mit dem
allgemein bekannten Amateur und Sonderling Gerklin, der in
der Köllnerliofgasse sein Antiquitäten-Lager bewahrte, öfters
zu verkehren, und dieser rietli mir eines Tages, Schlüssel zu
sammeln, indem dieser Gegenstand von den Sammlern viel zu
wenig beachtet werde, während es nicht so bald einen Gegen
stand des Hausrathes gebe, an dem menschlicher Scharfsinn so
zum Ausdrucke komme, und der so anschaulich ein Stück Cultur-
gescliichte zeige.
Dieser Anregung folgend machte ich den Versuch, einige
Stücke zu sammeln, und wie es jeder Sammlematur ergeht:
als der Anfang gemacht war, gab es kein Ende mehr.
In Folge meines Berufes hatte ich vielfache Gelegenheiten,
Reisen in die verschiedensten und entferntesten Länder zu
unternehmen, und konnte um so leichter die Sammlung mit
manchen seltenen Exemplaren bereichern.