horizontalen Tendenz, und diese wurde bestimmend für die Formengebung; indem ich sie
durch Vermehrung von horizontalen und thunlichste Vermeidung von verticalen Elementen
möglichst steigerte, suchte ich derart Charakter zu erzielen. So ergab die Erfüllung der com
structiven Forderungen allein schon die Lösung der Parade, und ich konnte, bei dem Verk
langen nach vornehmer Einfachheit, weil der Erscheinung des modernen Reisenden am besten
entsprechend, fast auf alles decorative Beiwerk Verzicht leisten und hoffen, durch die impo^
nietende Grösse und Ruhe, sowie Verwendung von gutem Material Wirkung zu erzielen.
Für die Verkleidung der Fa^ade wählte ich 2 cm dicke Platten aus Sterzinger Marmor, die,
auf 2 m Höhe über den Balkons versetzt, die Fa^ade sowohl als auch die Kleider der HoteL
gäste schützen. Mezzanin und Parterre wurden ganz verkleidet, letzteres vom Trottoir auf
2V2 m Höhe, eventueller Beschädigungen halber, mit 8 cm dicken Granitplatten; die übrigen
Fa^adeflächen weiss verputzt; unter dem Hauptgesims ein decenter Decor von horizontalen
Linien, plastisch und vergoldet angebracht. Der für ein Hotel nothwendigen Reclame dienend,
erscheint reichliche, elektrische Beleuchtung vorgesorgt; so bei dem 4 m ausladenden, schmiede^
eisernen Vorbau des Hauptportales, den aus Glühlampen gebildeten Aufschriften, in den
Nischen des Gartens auf dem Dachboden und den daselbst befindlichen Glassalons; sie er--
reicht ihre Culmination in der die runde Hofanlage überdeckenden Glaskuppel, die, abends
von innen beleuchtet, infolge ihrer bedeutenden Höhe von grossen Entfernungen sichtbar ist.
ODE Hans Schlechta.
E E E ID (D E
CARL DORFMEISTER. MONUMENTALE BANK. CONCURRENZ UM DEN
o E E FÜGER.PREIS. I. JAHRGANG. (TAFEL 5.) EDO
O Süsse Liebe denkt in Tönen,
j-. Denn Gedanken steh'n zu fern,
Nur in Tönen mag sie gern
EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE Altes, was sie will, verschönen.
□ D lesen Worten des Dichters und meinen eigenen Empfindungen, die Architektur mit
einer für den Charakter derselben passenden Musik zu verbinden folgend, fand ich gerade
den Vorwurf einer monumentalen Bank, welche ja gewissermassen ein Denkmal sein sollte,
für passend, meinen längst gehegten Wunsch in Erfüllung zu bringen. ID GJ ID
O Vor allem hatte ich hier das Ziel vor Augen, den hier Ausruhenden den Zweck des
Monumentalbaues vor Augen zu führen und überdies wollte ich seine Gedanken in eine
poetische Richtung führen, was durch die melancholischen Klänge einer Äolsharfe ge'
schehen soll. DDE
E Ober der Bank ist ein Fries angebracht, welcher Scenen aus dem Leben der Verstorbenen
darstellt, während die links befindliche weibliche Figur die aufsteigende Erinnerung sym/-
bolisiert. E E E
E D as Sinnbild der Unendlichkeit, welches am grossen Mittelbau angebracht ist, ist in
Verbindung mit der Harfe, aus dem Phädon des Platon entnommen, in welchen die Seele
des Menschen mit der Stimmung, welche die Klänge einer Äolsharfe bilden, verglichen wird,
und die trotz allen Naturgesetzen, welche aus dem Reiche der Natur nichts verloren gehen
lassen, unwiederbringlich verloren ist. E E E
E Das ganze Object ist an den Ufern eines grossen, ruhigen Sees gedacht und es soll die
Grossartigkeit der Natur das Ganze wie ein Rahmen umschliessen. Carl Dorfmeister.
mpnp!