Der Welthandel.
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lieure Welt neu zu reifen und die weiten, ausgeflorbenen Fluren neu zu beleben.
Denn die Despotie wird finken, das Kaftenwefen, die Sklaverei und Leibeigen-
fchaft werden durch Dampf und Elektricität vernichtet und eine ungeheure Macht
wird gekräftigt werden, an der phyfifchen und geiftigen Kraft des Abendlandes
theilzunehmen. Schon fehen wir allenthalben die Zeichen diefer Zeit. Die Wiener
Weltausftellung war ein mächtiger Hebel, die Völker Afiens zur Theilnahme an
der grofsen Friedensfeier des Handels und derlnduftrie aufzurütteln. Herrfcher
und Unterthanen kamen zu dem Staate, den man nach der Gefchichte Europas die
Stufe nach dem Morgenlande nennt, Europas Geiffc und Leben kennen zu lernen.
Da begreift man Bukle’s Mahnwort: Die Locomotive hat mehr gethan, um die
Menfchen zu vereinigen, als alle Philofophen, Dichter und Propheten voi ihr feit
Beginn der Welt. _
Ein grofser Theil der Erde ift noch nicht mit den Kräften der Cultur
Europas ausgerüftet und Dampf und Elektricität flehen erft im Beginn ihrer wirth-
fchaftlichen Million. Aber es ift kein Zweifel', dafs fie die ganze Welt durchwan
dern und allenthalben ihren Segen ausftreuen werden. Welche ungeheure Ver
änderung aber dann im Leben Europas eintreten wird, wenn die Völker Afiens
ihre Rohprodukte, die fie heute uns liefern, mit unferen Dampfroffen nun felbft
verarbeiten werden, welche koloflale Veränderungen in unferen focialen Veihält-
niffen eintreten werden, wenn wir Produkte beziehen von Völkern, denen wir fie
heute liefern, das ift heute wohl zu denken, aber nicht zu entfcheiden erlaubt.
Die Mittel des Weltverkehres.
Die Verkehrsmittel.
Das heutige Welt-Verkehrswefen gipfelt in den fünf Inftitutionen der
modernen Zeit: Der Eifenbahn, der Schifffahrt, den Strafsen und Canälen, der
Poft und dem Telegraphen. Wir wollen in einem kurzen Bilde von Zahlen die
Kraft und Wirkfamkeit diefer Inftitutionen darftellen und hoffen, dafs wir eben
gerade damit zeigen, was die kräftigften Adern unferes heutigen V erkehislebens
find. Die Schifffahrt und das Strafsennetz der alten Welt wird vor dem Bilde, das
wir geben wollen, zu einem Kindermärchen. Die Gefetze der vergangenen Zeit,
welche das Reifen verbieten wollten, und die Beiftellung von verbefferten Reife
mitteln unterfagten, erfcheinen uns wie Verirrung des Geiftes, wie Ihorheiten
und Mifsbräuche der Gewaltfülle der Herrfcher.
Erft im XVII. und XVIII. Jahrhundert erkennen wir ein höheres Beftreben
des Menfchen, als man den Wagen und Schiffbau zu verbeffern ftrebte , Strafsen
anfing zu bauen, und das moderne Canalfyftem einführte, und dann auch die
optifchen Telegraphen erfand. Aber es ift das Recht des Allgewaltigen, dafs man
neben ihm vergifst, was klein ift und fchwächer. Und fo erfcheint die Vergangen
heit neben dem wahren Welt-Verkehrswefen nur wie eine Erinnerung, die in der
Gefchichte verzeichnet ift, aber die Gedanken der Menfchen feiten noch zu ieifen
und neu anzuregen im Stande ift.
Die Eifenbahnen.
Die Gefchichte der Eifenbahnen reicht, wie bekannt, bis in den Anfang
des XVIII. Jahrhundertes zurück und findet in England und Amerika mit den
unvollkommenen Bergwerks-Bahnen ihren Anfang