Der Welthandel.
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Das Tambaroora-Goldfeld ift, wie es bis jetzt erfcheint, der goldhaltigfte
Quarzdiftridt in ganz Auftralien und jedes Fufsbreit Landes bereits reclamirt
worden. Eine grofse Anzahl Compagnien, die faft an hundert reicht, hat fich dort
neuerdings wieder gebildet, um die Riffe zu bearbeiten, und wenn auch wohl
Monate vergehen werdeii, bevor diefelben produktiv find, fo lautet doch das
Urtheil competenter Perfonen, welche den Diftridt forgfältig unterfucht, in jeder
Beziehung überaus günftig.
Von noch gröfserer Bedeutung find die auftralifchen Goldfelder Vidtoria.
Seit dem Jahre 1851 aufgefchloffen, bilden fie das berühmtefle Goldfeld der Erde,
nachdem Californien an Ergiebigkeit an Gold bedeutend nachgelaffen.
Es liegt uns gegenwärtig der officielle Bericht über den Totalertrag der
Vidtoria-Goldfelder im Jahre 1871 vor. Derfelbe bafirt auf dem Goldexport, und
wenn eine folche Calculation auch nicht abfolut richtig ift, infofern als z. B. das
in der Colonie verarbeitete Gold ausgefchloffen ift, fo ift fie doch approximativ
die richtigfte, welche fich überhaupt machen läfst. Seitdem der Ausgangszoll auf
Gold in Vidtoria aufgehoben, liegt kein Grund mehr zur Verheimlichung oder
Falfification vor. Wir entnehmen nun aus diefem Berichte, dafs im letztverfloffenen
Jahre 1871 überhaupt 1,355-477 Unzen Gold aus der Colonie exportirt wurden. Da
aber die verfchiedenen Banken am 31. December 1870 im Befitze von 212.458
Unzen waren, dagegen am 31. December 1871 nur 162.360 Unzen beherbergten,
fo würde fich damit der adhielle Ertrag des Jahres auf 1,303.379 Unzen reduciren.
Rechnen wir den Werth der Unze Gold zu 4 Pfund Sterling (in Melbourne differirt
er zwifchen 3 Pfund Sterling 18 Shilling und 3 Pfund Sterling 19 Shilling), fo würde
diefs einen Werth von5,213.516 Pfund Sterling oder, das Pfund Sterling zu 6 Reichs-
thaler 22 Silbergrofchen gerechnet, von 35,104.341 Thalern ergeben. Die Zahl
der im Jahre 1871 auf den Goldfeldern der Colonie Vidtoria befchäftigten Digger
belief fich durchfchnittlich auf 58.101. Auf das erfte Quartal entfielen 58.220, auf
das zweite 57.439, auf das dritte 58.506, auf das vierte 58.241. Repartiren wir nun
den obigen Ertrag, fo würden auf den Mann per Woche durchfchnittlich 1 Pfund
Sterling 14 Shilling 6 Denar, oder 11 Reichsthaler 18 Silbergrofchen entfallen —
ein für auftralifche Verhältniffe befcheidener Gewinn. Zur Vergleichung mögen
die Statiftiken aus den letzten Vorjahren angeführt werden.
Jahr Zahl der Digger
1868 63.121
1869 68.037
1870 60.367
Jahresbetrag an Gold
1,474.187 Unzen
1,367-903 „
1,281.841 „
macht per Mann wöchentlich
i Pfd. Sterl. 16 Sh.
1 » H ff
Die Summirung des gelammten Werthes der edlen Metalle auf der ganzen
Erde ergibt beiläufig 8200 Millionen Thaler in Gold 10.500 Millionen Thal er
in Silber, alfo 43 9 Percent zu 56-1 Percent. Da nun nach Mc. Culloch ungefähr
die Hälfte des geprägten Metalles zu Schmuckgegenftänden verwendet wird,
auf die Abnützung, welche Soetbeer freilich als keineswegs tief einfehneidend
berechnet hat, doch ein kleiner Theil des Verluftes entfällt, fo circulirt eigentlich
dem grofsen Güterleben gegenüber in den civilifirten Staaten verhältnifsmäfsig
eine geringe Summe edler Metalle. Weiter mufs man dabei bedenken, dafs die
grofsen Münzftätten immer einen bedeutenden Theil der edlen Metalle zurück
halten, keineswegs die gefammten Maffen ihres Einganges ausprägen und zur
Deckung ihrer Noten und Credite zurückhalten, um zu erkennen, dafs auch damit
demVerkehr grofse Mengen edler Metalle entzogen werden. In Europa und
Amerika mögen demnach im Ganzen 3^54 Millionen Thaler circuliren, alfo bei
läufig der fünfte Theil des ganzen, durch lange Jahre gefchaffeijien Beftandes der
edlen Metalle. Von der auf Europa entfallenden Geldmenge mag V 4 davon auf
Frankreich, '/, auf England entfallen, welche Staaten von jeher durch die Ver
meidung des Papiergeldes mehr edle Metalle gebraucht haben als die anderen
Staaten Europas.