Der Welthandel.
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Trotz diefer koloffalen Maffe kommen doch noch grofse Mengen von Thee-
furrogaten und gefälfchten Waaren auf den Markt, zünächft im Detailhandel. Thee-
furrogate bildet der fogenannten Mate oder Paraguaythee, beiläufig 40 Millionen
Pfund und der Cocathee, von dem beiläufig 20 Millionen Pfund auf den Markt
kommen. Die Theefälfchungen werden mit bereits gebrauchten Blättern im Detail-
- handel getrieben. Sie kommen zumeift in England vor, wo bei einem Verbrauch
von 3 </„ Pfund per Kopf der Theeconfum auch bei den ärmeren Claffen Eingang
gefunden. Leider hängt auch hier, wie im Bezug von Baumwolle zumeift Süd- und
Mitteleuropa vollftändig von England ab, und zahlen Fracht und Gewinn in einem
Preife, der bei direaem Bezug heute durch den Suezcanal, Trieft oder Venedig
auf mindeftens ein Drittel finken könnte. Der Triefter Hafen hat trotz des (lei
genden Confums in Oefterreich (beiläufig 369.600 Pfund im Jahr) auch nicht ein
Pfund eingeführt. Vielleicht wiederholen wir hier nicht vergeblich, was die wäh
rend der Ausftellung in Wien anwefenden Zolldireaoren aus China uns vielfach
verliehenen.
Entwickelten fich die, während diefer Zeit vielfach angeknupften Handels
beziehungen Oefterreichs mit Oftafien, dann kann der Thee einen reichlohnenden
Rückfracht-Artikel bilden, der immer bedeutender werden wird, jemehr mit der
dadurch erzeugten Billigkeit desfelben der Confum fich fteigern wird. Rufsland
führt ja auch feinen Thee als Rückfracht der Karawanen, welche Pelze nach China
bringen, in fein Land ein. Und Oefterreich mit der günftigen Lage feines Triefter
Hafens follte diefem Beifpiele nicht folgen können ?
Kaffee. Die Hauptprodubtions-Länder des Kaffees find Brafilien, Java.
Sumatra Ceylon, S. Domingo, britifch Indien, Portorico, Costarica, die Mocca
zumeift erzeugenden Gebiete des rothen Meeres, feit den letzten Jahren in fort-
fchreitender Entwicklung begriffen, Venezuela, Guatemala, Pinang und Cuba.
Unter allen diefen Produdlionsgebieten nehmen die drei erft genannten Länder
die höchfte Stelle ein, denn von einer Gefammtprodublion im Jahre 1870 und 1871
von 7,264.321 Zollcentnern producirten :
Brafilien .... 3,225.705 Centner bei mehr als 800 Millionen Kaffeeftauden
Java und Sumatra . 1.412.000 „ n ~ » 3°° n ”
Ceylon . . . .1,000,000 „ „ faft 280 „
Diefe Produblionsmenge fucht man allenthalben durch die Verbeiterung
der Cultur, durch die belfere und forgfältigere Einfammlung der Früchte und Aus
nützung der Arbeitskräfte zu fteigern, denn der Kaffeebedarf ift allenthalben in
den Produdtionsländern und den importirenden Staaten Europas und Amerikas
im rafchen Steigen begriffen. Den höchften Kaffeeverbrauch hat Belgien, Holland,
die Schweiz und die vereinigten Staaten von Nordamerika. Im deutschen Zoll
verein rechnet man 4 1 /, Pfund per Kopf, in Frankreich 3 V4, in Oefterreich-Ungarn
i2/„ Pfund. Rufsland und Grofsbritannien, die Haupt-Confumtionsländer von Ihee
zeigen den geringften Kaffeeverbrauch. .
Der Gefammtimport nach den europäifchen Ländern belief lieh 1871 aut
6,912.363 Zollcentner, nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika auf
1,994.000 Zollcentner. Brafilien, Java und Ceylon beherrfchen zumeift den euro
päifchen Markt und in den letzten Jahren haben Cubaund Venezuela eine grofsere
Bedeutung erlangt, für Trieft wird Britifch Indien und die Caffeeküfte des rothen
Meeres von immer gröfserer Bedeutung. Der Import durch diefen Hafen ift im
fortwährenden Steigen begriffen. Erbetrug 1871: 217.540 Centner, alfo fall 100.000
Centner mehr als früher. Die englifchen Befitzungen haben fich dabei mit 20./b5
Zollcentner betheiligt gegen 1835 früher. Der Hauptimport ift jedoch immer noch
durch Waare aus Brafilien gedeckt worden und kann diefs den Ausfall im liani-
bureer Hafen zum Theil erklären. . ,
Cacao Von immer gröfserer Bedeutung wird die Cacaoproduction um
ihr Erfcheinen auf den europäifchen Märkten. Wir erwähnen hier nur kurz, aafs