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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

Einführung des Arbeitsunterrichtes an den Volksschulen noch bei weitem 
nicht allgemein zu Stande gebracht. Während in vielen Bezirken Tirol’s 
jede Volksschule den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten pflegt, 
berichten einzelne Districte, wie Ampezzo, dass bei dem Mangel jedweder 
Arbeitsschule auch in der Volksschule nur in der III. Classe im Stricken 
und im Nähen grober Bauernhemden Unterricht ertheilt wird. Aehnliches 
berichtet Oberösterreich über einige Bezirke, und namentlich Schlesien, 
wo die Eltern die kleinen Mädchen vorzeitig zur Feldarbeit verwenden 
und dadurch am Schulbesuche hindern. Ein Grund, der an vielen Orten, 
namentlich in den Gebirgsgegenden, die kleinen Schülerinnen am Besuche 
der Arbeitsschule hindert, ist die Armuth der Eltern, welche diesen letz 
teren nicht gestattet, auch nur das einfachste Arbeitsmateriale für ihre 
Kinder beizuschaffen. An einigen Schulen ist gegen diesen Mangel vor 
gesorgt; die Privatwohlthätigkeit und Stiftungen haben für einzelne solche 
Fälle das Gebotene gethan, aber für die Mehrzahl derselben ist nichts 
geschehen. Es wäre eine der grössten Wohlthaten für die Landbevölke 
rung einzelner Bezirke, namentlich der Gebirgsgegenden, wenn dort den 
ärmsten Kindern das Nothwendige an Stoff und Faden beigestellt würde 
und sie so der Wohlthat des Unterrichtes theilhaftig werden könnten. Die 
dazu erforderliche Summe wäre gewiss geringe im Verhältniss zu dem 
Nutzen, der durch ihre Verwendung gestiftet würde und den die Hände, 
welche arbeitsfähig gemacht werden, der Mitwelt bringen können. Viele 
Frauen vereine Oesterreich’s haben die Nothwendigkeit solcher Massregeln 
erkannt und fast allenthalben wird an deren Schulen für das Arbeits 
materiale vorgesorgt, ln Galizien, wo namentlich in den Dörfern mit ru- 
thenischer Bevölkerung die Nothwendigkeit des Schulbesuches noch wenig 
anerkannt ist, haben einzelne Gutsherren — eben durch das Spenden des 
Arbeitsmateriales — die Mädchenschulen auf ihren Gütern zu höchst po 
pulären Instituten gemacht. Viel leichter und viel wirksamer wäre eine 
solche Massregel in den Händen der Regierung, welche derartige Spenden 
in natura vertheilen lassen und damit auf den Eifer und Ehrgeiz der 
kleinen Schülerinnen auf das Vortheilhafteste Einfluss nehmen könnte. 
Zum Schlüsse muss ich noch der statistischen Berichte Erwähnung 
thun, die ich als Behelfe in Händen habe. Leider habe ich solche nur 
von Oberösterreich, Kärnthen, Krain, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, 
Triest, Görz und Schlesien erhalten; die anderen Provinzen fielen aus 
und auch die Berichte, welche an mich gelangten, sind ihrem Inhalte 
nach so wenig einheitlich gefasst, dass sich daraus kein Gesammtbild ge 
stalten lässt. Ich hoffte eine übersichtliche Zusammenstellung der Schulen, 
der Schülerinnenzahl im Verhältnisse zur übrigen Bevölkerung jeder ein 
zelnen Provinz, der weltlichen und geistlichen Lehrkräfte, der verschiedenen 
Lehrziele, der Lehrzeit u. s. w. ausarbeiten zu können. Würde eine solche 
Zusammenstellung gewünscht, so wäre ich mit Vergnügen bereit sie zu 
verfassen, vorausgesetzt, dass Ew. Excellenz mir gütigst die Mittel an
	        
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