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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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schulräthe, mit dem Unterrichte betraut. Die Honorare der Lehrerinnen 
werden vom Lande bestritten und nur in drei Schulen durch ein unbe 
deutendes Schulgeld gedeckt. 
Für das Arbeitsmateriale sorgen meist die Eltern; an einzelnen Orten 
bestehen Stiftungen, hie und da finden sich Spender oder gibt die Ge 
meinde das Arbeitszeug für die armen schulpflichtigen Kinder. 
In einzelnen Bezirken, wie in Mauterndorf, besuchen nur 40—60 % 
der Schülerinnen der Volksschule den Unterricht in den weiblichen Hand 
arbeiten, weil die Eltern zu arm sind, um das erforderliche Arbeitsmate 
riale beistellen zu können. 
Frauencomite’s zur unmittelbaren Aufsicht über den Unterricht be 
stehen zu Salzburg und Tamsweg. 
Die 14 Privatschulen, an welchen die weiblichen Handarbeiten gelehrt 
werden, stehen unter der Leitung von Nonnen, und zwar von barmher 
zigen Schwestern, Ursulinerinnen, Benedictinerinnen und Schulschwestern. 
In Tirol und Vorarlberg richtet sich der Unterricht nach den 
Bedürfnissen des Landes. In den Schulen der Städte ist meist ein sehr 
vernünftiges Lehrprogramm eingeführt; Stricken und Nähen und Aus 
bessern sind in erster Reihe, Luxusarbeiten fast gar nicht vertreten. Am 
Lande ist der Unterricht den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst: 
in einigen Schulen wird nur das Stricken und Stopfen der Strümpfe und 
das Ausbessern ganz grober Stoffe gelehrt. Aus den Berichten mancher 
Schulen ist zu ersehen, dass kein bestimmtes Programm den Unterricht 
an grösseren Orten regelt, wo zuweilen, je nach den Fähigkeiten der 
Lehrerin und der Lebensstellung der Schülerin vorgegangen wird, — eine 
Procedur, die wohl ganz unstatthaft ist. 
In den meisten Bezirken Tirol’s ist der Unterricht fast allenthalben 
vertreten; anders ist das im Gebiete von Vorarlberg, wo von 198 
öffentlichen Schulen nur 24 den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten 
ertheilen. In vielen Schulen beider Länder beschränkt sich der Unter 
richt nur auf die Sommermonate, wo der Schulbesuch leichter möglich 
ist, und daher entfällt auch sehr oft die Ferialzeit für die kleinen Mäd 
chen, welche dieselbe zum Erlernen der Handarbeiten verwenden. In 
einigen Schulen, namentlich in solchen, welche von Nonnen geleitet 
vrerden, wird den ärmsten Schülerinnen der Arbeitsstoff gespendet. 
Die Schulen Tirol’s haben sich bei ihren Einsendungen durch sehr 
hübsche Knüpf- und Stopfarbeiten ausgezeichnet; beide wären unseren 
Volksschulen bestens zu empfehlen. 
Mehrere Schulen hätten gerne Arbeiten eingesandt, sind aber zu 
arm, um die Kosten solcher Einsendung zu bestreiten. 
Zu Roveredo besteht eine Nähschule für Arbeiterinnen, welche von 
Sr. kaiserl. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Rainer sub- 
ventionirt wird. Dort erhalten die Schülerinnen einmal die Woche Nach 
mittags den Unterricht im Nähen; der Arbeitsstoff wird den Mädchen
	        
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