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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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Popularität, welcher sich diese Anstalten im Lande erfreuen, gibt ein 
tadelloses Zeugniss für sie. 
Alle solche Schulen sind nicht unentgeltlich, fordern jedoch nur ein 
bescheidenes Schulgeld von den Zöglingen. Seit io Jahren hat der Staat 
eine Normalschule für Mädchen mit gleichem Unterrichtsgange eingerichtet, 
und die Errichtung weiterer solcher Schulen auf Staatskosten ist in vier 
Provinzstädten im Zuge. 
Wäre es möglich, solche Schulen in Oesterreich zu gründen, den 
Unterricht an denselben nicht unentgeltlich, sondern gegen ein beschei 
denes Schulgeld der grossen Masse zugänglich zu machen, dann wäre der 
wichtigste Schritt zur Vollendung der weiblichen Erziehung gethan, dann 
fiele das Stückwerk des Lernens weg, das jetzt mühsam von Einzelnen 
zusammengeholt wird, und dann käme jene Einheitlichkeit zu Stande, 
welche jetzt den Knabenunterricht so vortheilhaft vor allem Mädchen 
unterrichte auszeichnet. 
c) Lehrerinnen-Bildungsanstalten. 
Wien, Innsbruck, Brünn, Linz, Graz, Prag, Dubrovniku und Ragusa 
haben Arbeiten ihrer Lehrerinnen-Bildungsanstalten gebracht. Dubrov 
niku und Ragusa sind je durch eine gute Arbeit vertreten; aus Prag 
sind zwei Lehrgänge, einer von der deutschen, der andere von der böh 
mischen Anstalt eingelangt. Beide Lehrgänge sind sehr zufriedenstellend; 
die Arbeiten der deutschen Schule sind netter und doppelt anerkennens- 
werth, da sie nicht eigens für die Ausstellung vorbereitet wurden. 
Aus Graz wurde ein von den Schülerinnen gearbeiteter Lehrgang 
eingesandt, der volles Lob verdient. 
Weniger günstig präsentirte sich Linz, das plumpe, geschmacklose, 
in Form und Farbe verwerfliche, in Erfindung geradezu abenteuerliche 
Arbeiten brachte. 
Die deutsche Lehrerinnen-Bildungsanstalt von Brünn hat reichlich 
eingesandt und sehr gute Arbeiten gebracht. Diese Schule hält sich 
genau an das ihr vorgeschriebene Lehrziel und lässt jede Luxusarbeit 
weg. Der Unterricht wird in drei Glassen ertheilt: in der I. Glasse wird 
das Musterstricken und Häkeln und Filetarbeit gelehrt, in der II. Classe 
Nähen und Weissticken, in der III. Classe im i. Semester das Ausbessern 
der Wäsche, im 2. Semester werden Vorträge über die Methode des Un 
terrichtes in weiblichen Handarbeiten gehalten und gleichzeitig praktische 
Uebungen im Ertheilen solchen Unterrichtes vorgenommen. 
Innsbruck hat unbefriedigende Arbeiten eingesandt, die einem 
Institut, das zur Schulung von Lehrerinnen dient, nicht entsprechen; — 
vieles war form- und geschmacklos, vieles ungenau und verfehlt. Diese 
Anstalt wurde im Jahre 1870 errichtet und mit zwei Jahrgängen eröffnet, 
zu welchen im Schuljahre 1871/72 ein dritter Cursus gefügt wurde. Der 
Unterricht in den weiblichen Handarbeiten wird nur den ordentlichen 
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