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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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der gesunde Boden des Wirklichen und Thatsächlichen entrückt wird, 
um ihnen eine Aussteuer von — ich weiss nicht ob idealen, ob kränklichen 
Begriffen mitzugeben, mit denen sie draussen, ausser den Klostermauern, 
in der Welt, im Familienleben nichts beginnen können. Es haben schon 
unsere Beamten- und Officierstöchter-Institute mit ihrer halbklösterlichen 
Zucht viel des Uebeln an sich; aber ein Kloster als Erziehungsinstitut 
und Internat taugt völlig gar nicht. 
Anders ist das mit der Schule, wo die Kinder von der Pforte in’s 
tägliche Leben hinaus treten, wo aller Verkehr mit der Mitwelt zu Recht 
besteht und wo die Eltern stündlich die höchste Instanz sind, an die der 
junge, strebsame Geist des Kindes appelliren kann. 
Die Arbeiten, welche das Institut zu Thurnfeld gesandt hat, sind 
ausgezeichnet schön, viele gute Stopfarbeiten darunter, Alles zweckmässig 
und tadellos. 
Aus Innsbruck hat das Kloster der Ursulinerinnen eine sehr schöne 
Arbeit ausgestellt. Dieser Orden hat in der genannten Stadt eine Töch 
terschule, eine Convict und eine fünfclassige Mädchenschule errichtet. 
Dieses letztere Institut zählt 320 Schülerinnen, welche in 4 bis 8 Stunden 
wöchentlich unterrichtet werden. In den ersten 4 Classen lernen sie 
Stricken und Häkeln, in der 5. Classe Nahen, Stricken und Merken. Die Schule, 
welche seit 1804 besteht, wird um 3 Classen erweitert werden, in denen 
alle übrigen weiblichen Handarbeiten gelehrt werden sollen. An Schüle 
rinnen der Wiederholungsschule, welche besondere Erfolge des Unterrich 
tes aufzuweisenj haben, werden jährlich Stipendien im Gesammtbetrage 
von 600 fl. aus der Sonnenburg-Stiftung ertheilt. Diese Stiftung bestand 
schon ehe Tirol an Baiern kam, wurde von der baierischen Regierung 
sistirt und im Jahre 1844 wieder in’s Leben gerufen. 
Die Töchterschule wurde vor 10 Jahren gegründet und unterrichtet 
in wöchentlich 11 Stunden 40 Schülerinnen in allen Nutz- und Phantasie 
arbeiten. Das Convict im Kloster von St. Ursula besteht seit dem Jahre 
1705 und ist die erste Mädchenschule, welche in Tirol gegründet wurde. 
Das Institut zählt derzeit 64 Zöglinge, die in i5 wöchentlichen Lehrstun 
den in allen weiblichen Nutz- und Phantasiearbeiten und in 35 weiteren 
Stunden in literarischen und sonstigen Lehrgegenständen unterrichtet wer 
den. Das Alter der Schülerinnen ist 12—14 Jahre; die volle Lehrzeit be 
greift 5 Jahre. Der Nationalität nach gehören die Zöglinge Kärnthen, 
Ungarn, Siebenbürgen und Würtemberg an. 
Das Elisabethinum zu Bozen hat vortreffliche Arbeiten gesandt, 
Weissnähereien, Stickereien, namentlich ausgezeichnete Stopfarbeiten, Alles 
höchst zweckmässig angeordnet. Dieses Institut wurde im Jahre i852 von der 
Erzherzogin Elisabeth von Oesterreich, geborne Prinzessin von Savoyen, ge 
gründet und ist derzeit im Besitze eines eigenen Hauses, welches mittelst 
der Geschenke der Erzherzogin und anderer Wohlthäter erbaut wurde.
	        
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