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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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In diesem Hause finden verwahrloste, der Schulpflicht entwachsene 
Mädchen Aufnahme, werden in allen weiblichen Handarbeiten unterrichtet 
und zu tauglichen Dienerinnen erzogen. Die Erzherzogin hat zu diesem 
Zwecke 6 Erzieherinnen und eine Vorsteherin aus dem Orden der barm 
herzigen Schwestern erwählt und aus dem Mutterhause zu Zams nach 
Bozen berufen. Nach dem im Jahre 1856 erfolgten Tode der Erzher 
zogin Elisabeth haben ihre Söhne das Institut so reich bedacht, dass die 
Zinsen dieser Schenkung, die Beiträge anderer Wohlthäter und der Er 
trag der Näharbeiten, welche die 3o—35 Zöglinge anfertigen, vollkommen 
genügen, um diese letzteren und das Institut zu erhalten. 
S. Croce, ein Kloster der englischen Damen zu Roveredo, hat die 
Arbeiten seiner fünfclassigen Mädchenschule gebracht: ausgezeichnete Näh-, 
Flick- und Stopfarbeiten. Ausser dieser Schule leiten die Nonnen dieses 
Ordens die fünfclassige weibliche Bürgerschule und eine einclassige Mäd 
chenschule, welch’ letztere für die Kinder von Lizzanello und die der 
Vorstadt S. Tomaso, im Kloster selbst, eingerichtet ist. In der Bürger 
schule wird in den weiblichen Handarbeiten der einfache Unterricht für’s 
Haus ertheilt. Die Schülerinnen bringen meist die Arbeitsstoffe mit; den 
ärmeren wird von Zeit zu Zeit das erforderliche Materiale geschenkt. 
Mit geradezu prachtvollen Arbeitsproben ist die Klosterschule von 
St. Ursula zu Görz vertreten; darunter sind Fransen, eine Handknüpf 
arbeit und vor Allem eine Sammlung von Mustern venezianischer Spitzen, 
die ganz ausgezeichnet schön in Zeichnung und Technik sind. Die Schule 
von St. Ursula ist die erste Schule, welche sich um den allgemeinen 
Mädchenunterricht und speciell um die Unterweisung in den weiblichen 
Handarbeiten in der Stadt Görz verdient gemacht hat. Der Unterricht 
beginnt mit den ersten Anfängen und gipfelt in der Lehramtsbefähigung, 
welche die absolvirten Schülerinnen erwerben. Die Arbeiten, welche be 
sonders gepflegt werden, sind die für Luxus und Schmuck: Filet-, Frivo 
lität- und Stickereiarbeiten aller Art. 
Die vierclassige Mädchenschule von St. Ursula in Bischoflack hat 
gut gearbeitete Strick- und Häkelarbeiten, Bunt- und Weisstickereien ge 
bracht; die bunten Arbeiten sind im Geschmacke etwas verfehlt, aber 
höchst sorgfältig ausgeführt. Die Schulen der Ursulinerinnen zu Bischof 
lack und zu Laibach zählen zu den besten und den meist besuchten Mäd 
chenschulen, die Krain aufzuweisen hat. Es wird daselbst nach Kloster 
art der Unterricht von den ersten Anfängen der weiblichen Handarbeit, 
bis zu den feinen Luxus- und Phantasiearbeiten ertheilt, wobei in der 
Schule zu Bischoflack die praktische Richtung soweit eingehalten wird, 
dass das Kleidermachen im Lehrprogramm vertreten ist. 
Dürftig sieht es mit der Lehrzeit in der Schule zu Laibach aus, 
welche sich auf ein e Unterrichtsstunde wöchentlich beschränkt, die in 
den kurzen Wintertagen ganz wegfällt. Der Convent hat sehr gute und 
schöne Arbeiten gesandt.
	        
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