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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

gehen ihrer verstorbenen Eltern willen in das Institut nicht zugelassen 
werden, scheint mir doch ein Missgriff zu sein, der der Erörterung werth 
ist und klarer Beleuchtung nicht Stand halten kann. Vielleicht bedarl cs 
nur eines kleinen Anstosses, um solche Bedingung fallen zu machen und 
gerade die verwaisten Kinder nicht untadeliger, verderbter Eltern durch 
wohlwollenden Schutz und guten Unterricht vor dem Schicksale des Vor 
kommens zu bewahren. 
h) Vereins-Schulen. 
Wien, Graz, Innsbruck und Prag sind durch Vereine vertreten, welche 
die Arbeitsproben ihrer Schulen eingesandt haben. Vielgestaltig, wie der 
Zweck, den die Vereine verfolgen und dem ihre Schulen dienen, sind 
diese Einsendungen angelangt. Von der ersten Handarbeit des sechsjähri 
gen, kleinen Mädchens, bis zu den Proben technischer Fertigkeit und sach 
lichen Wissens, welche zum selbständigen Erwerbe befähigen. 
Wien hat die Ausstellungen von vier Vereinen gebracht: die des 
Frauen-Wohlthätigkeitsvereines für Wien und Umgebung, des Frauen 
vereines für Arbeitschulen, des israelitischen Theresien-Kreuzervcreines 
und des Wiener Frauen-Erwerbvereines. 
Der Frauen-Wohlthätigkeitsverein wurde im Jahre 1848 auf 
Anregung des damaligen Cooperators Martin Gross gegründet. Der Zweck 
des Vereines ist, durch Unterstützung aller Art Noth nnd Elend zu mil 
dern und durch gute Schulen sittlich verbessernd auf die weibliche Bevöl 
kerung zu wirken. Zu letzterem Ende hat der Verein neun Arbeitsschu 
len gegründet, von denen die erste im Jahre 1849 mit 98 Schülerinnen 
eröffnet wurde, welche täglich in 2—4 Lehrstunden in den einfachen 
weiblichen Arbeiten unterrichtet wurden. Als der Verein in’s Leben trat, 
war der unentgeltliche Unterricht in den weiblichen Handarbeiten an den 
Volksschulen noch nicht eingeführt und daher die von ihm gegründeten 
Arbeitsschulen, an welchen den Kindern das erforderliche Materiale von 
dem Vereine geliefert wird, dringend geboten. Wie sehr dies der Fall 
war, beweist die Zahl der Schülerinnen, welche sich im Jahre 1869 auf 
1400 belief. Seit den Jahren 1870 und 1871, wo der unentgeltliche Un 
terricht in den weiblichen Handarbeiten an den Communal-Volksschulen 
eingeführt wurde, hat sich der Besuch der Vereinsschulen etwas gemin 
dert und zwei derselben wurden als überflüssig erkannt und aufgehoben. 
Die sieben Schulen, welche derzeit in Thätigkeit sind, weisen die noch 
immer sehr bedeutende Zahl von 900 Schülerinnen aus. Diese letzteren 
werden im Alter von 5 Jahren und darüber in die Schule aufgenommen 
und daselbst von 17 Lehrerinnen in den einfachen Handarbeiten unter 
richtet. Die volle Lehrzeit beträgt 8 Jahre, die effective, durchschnittliche 
Zeit, nach welcher die Schülerinnen die Schule verlassen, 5 — 6 Jahre. 
Seit dem Bestehen des Vereines hat derselbe 26.691 Mädchen unterrichtet 
und zu diesem Zwecke die Summe von 113.091 fl. verausgabt. Die Mit-
	        
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