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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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tel, deren der Verein bedarf, werden durch den Erlös der Schularbeiten, 
durch Sammlungen, durch Veranstaltung von Concerten, Theater-Vor 
stellungen , Lotterien etc. beigeschafft. Die zur Ausstellung gebrachten 
Arbeiten des Vereines sind sehr zweckmässig und gut. Durch Güte der 
Direction des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie wurden die Schu 
len des Vereines mit guten Mustern versehen, um die Schülerinnen zu 
richtigem Geschmacke hinzuleiten und den Sinn für styl- und kunstgerechte 
Handarbeit bei ihnen zu wecken. 
Der Verein strebt als letztes Ziel an, die Schülerinnen durch die Ar 
beit ihrer Hände erwerbfähig zu machen. 
Der Frauenverein für Arbeitsschulen hat denselben Zweck 
wie der vorgenannte Verein im Auge. Er wurde im Jahre i85o gegründet 
und hat seither 17 Schulen in’s Leben gerufen, in welchen jährlich über 
2000 Kinder Unterricht, Beschäftigung und Erwerb finden. Die Schüle 
rinnen werden im Alter von 6 Jahren aufgenommen, im Stricken, Nähen, 
Merken und Weissnähen unterrichtet und für die gethane Arbeit entlohnt. 
Der Erlös, den die einzelne Schülerin erwirbt, wird ihr bei der Ersten 
Oesterr. Sparcasse hinterlegt und bei dem Austritte aus der Schule ein 
gehändigt. Seit dem Bestehen des Vereines haben die kleinen Mädchen 
das Capital von 78.000 fl. erworben und als Besitz von der Schule, die 
sie mit wichtigen Kenntnissen ausgestattet, fortgenommen. Es würde hier 
zu weit führen, auf die Details des Gebahrens des Vereines einzugehen; 
die Vortheile, die er den Kindern dadurch bietet, dass er sie für’s Leben 
vorschult, dass er sie den Werth ihrer Händearbeit kennen lehrt, sie zur 
Nettigkeit, Ordnung und Sparsamkeit anleitet, sind ganz unberechenbar. 
Die Einsendungen der Schulen sind vorzüglich und tadellos. Sie be 
greifen nur die einfachsten Arbeiten: das Stricken, Nähen, Schlingen und 
Weissticken; aber diese sind so zweckmässig und schön, so rein, nett und 
blank, wie kaum eine andere Schule brachte. 
Der Wiener Frauen-Erwerbverein hat sechs seiner Schulen 
zur Ausstellung gebracht: die Nähstuben, die gewerbliche Zeichenschule, 
die Handelsschule, die französische und die englische Sprachschule und die 
Telegraphenschule. Die Wiederholungsschule, die Vorbereitungsschule, die 
höhere Bildungs- und die höhere Arbeitsschule blieben von der Ausstel 
lung weg, da sie sich theils um des blos literarischen Unterrichtes willen, 
den sie begreifen, nicht für eine Schaustellung eignen, theils da sie, wie 
die höhere Arbeitsschule und die höhere Bildungsschule, bisher noch nicht 
alle Jahrgänge, welche der Unterricht an diesen neugegründeten Schulen 
umfasst, eröffnet haben, somit kein abgeschlossenes Bild geben. 
Der Wiener Frauen-Erwerbverein trat mit der constituirenden Ge 
neral-Versammlung vom i5. November 1866 in’s Leben, und war der 
erste Verein gleicher Tendenz, welcher in Oesterreich gegründet wurde. 
Derselbe hat seither 4331 Schülerinnen in seinen Schulen unterrichtet, 
viele hundert Mädchen und Frauen durch seine Handelsschule, seine Te-
	        
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