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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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Bewahranstalten und Industrieschulen eröffnet. Dieser Verein 
war auf Anregung des damaligen Statthalters Friedrich Grafen Wilczek in’s 
Leben getreten,, welcher einen Aufruf an die Frauen »in dem Burgfrieden 
der Stadt Innsbruck« ergehen liess und ihnen Beitrittskarten und die Sta 
tuten zusandte. Diesen letzteren gemäss ist die Vorsteherin des Vereines 
stets aus dem »hohen« Adel zu wählen und bestimmt selbst ihre Vertre 
terin. Der Ausschuss besteht aus sechs Damen, von denen mindestens 
zwei dem Bürgerstande angehören müssen. 
Die beiden von dem Vereine gegründeten Schulen zählen durch 
schnittlich 140 Schülerinnen, welche alle Arten Handarbeiten, vom Spin 
nen und Stricken bis zum Kunst- und Weissticken lernen. Der Unter 
richt in der Schule von St. Nicolaus wird von zwei barmherzigen Schwe 
stern, in der Schule zu Dreiheiligen von zwei weltlichen Lehrerinnen ge 
leitet und ist ganz unentgeltlich. Die Zahl der im Jahre vollendeten Ar 
beitsstücke beträgt durchschnittlich gegen 5ooo, der Arbeitserlös 800 bis 
900 fl., die nach Abzug der Vorauslagen den Schülerinnen als Entlohnung 
zufallen. Diese letzteren finden im Alter von 6—18 Jahren Aufnahme in 
der Schule, in welcher sie 1 1 / ö Jahr verbleiben und während 7 Stunden 
täglich unterrichtet werden; für schulpflichtige Kinder ist die Lehrzeit auf 
2 Stunden täglich beschränkt. 
Die Kosten der Schulen trägt der Verein, welcher die Mittel zum 
grössten Theile der Privatwohlthätigkeit dankt; der Stadtmagistrat be 
theiligt sich mit einem kleinen Beitrage an der Entlohnung der Lehre 
rinnen. 
Eine dritte Schule zu Innsbruck, welche nach gleichem Principe ein 
gerichtet ist, ist die Industrieschule zu Mariahilf, welche von dem dorti 
gen Frauenbünde im Jahre 1854 gegründet wurde. Der Unterricht wird 
von einer barmherzigen Schwester und einer weltlichen Lehrerin ertheilt 
und begreift, ausser den in obigen Schulen gelehrten Handarbeiten, auch 
das Maschinnähen. Die Zahl der Schülerinnen beträgt durchschnittlich 90, 
die der jährlich angefertigten Arbeitsstücke 1400; die durch die Arbeiten 
gewonnene Summe von circa 260 fl. wird zu zwei Drittheilen unter die 
Schülerinnen vertheilt. 
Die Arbeiten, welche die Industrieschule zu St. Nicolaus eingesandt 
hat, sind ausgezeichnet, zweckmässig und sehr nett gearbeitet. 
Aus Prag hat der dortige Frauen-Erwerbverein eingesandt, 
welcher seit vier Jahren besteht und nach dem Vorbilde des gleichnami 
gen Wiener Vereines eingerichtet, dieselben Zwecke wie dieser anstrebt. 
Er hat eine Nähschule, eine Vorbereitungs-, eine Handels- und eine Zei 
chenschule gegründet und sich mit den sehr guten Arbeiten der drei erst 
genannten Schulen an der Ausstellung betheiligt. Die gewerbliche Zei 
chenschule blieb weg, da sie noch zu jung ist, um Uebersichtliches auf 
zuweisen; ebenso haben die im Vorjahre gegründeten Telegraphencurse 
keine Elaborate ausgestellt. Die Schülerinnen, welche sich mit günstigem
	        
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