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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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als Arbeiterinnen zu zählen sind. Von diesen letzteren sind 165 mit den 
Arbeiten für Kunden und 74 mit der Anfertigung der iSträflingsmontur, 
der bezüglichen Wäsche und Schuhe und der Hausarbeit im Allgemeinen 
beschäftigt. Die Anstalt steht unter der Leitung der Congregation der 
Töchter der christlichen Liebe vom heil. Vincenz de Paula aus dem 
Mutterhause zu Graz, welche contractlich die Verpflichtung übernommen 
hat, die Sträflinge nicht nur zu beschäftigen, sondern in allen jenen 
weiblichen Arbeiten zu unterrichten, welche ihnen nach ihrem Austritte 
aus der Anstalt einen gesicherten Erwerb bieten. — Beim Eintritte der 
Sträflinge werden ihre Qualification für die zu erlernenden Arbeiten und 
ihre einschlägigen Kenntnisse geprüft und wird auf Grund der gemachten 
Wahrnehmungen die Arbeitszutheilung vorgenommen. Die neu Eintre 
tenden werden mit den Arbeiten für die Bedürfnisse des Hauses beschäf 
tigt, um sie für die Ausführung von Bestellungen vorzubereiten. Sie 
lernen Spinnen, Stricken, Weben und das Anfertigen von Sträflings 
schuhen , das Ausbessern der Sträflingsmonturen und grobe Näharbeiten. 
Wenn sie genügende Fertigkeit in einem dieser Arbeitszweige erlangt 
haben, gehen sie zu der Ausführung von Bestellungen über. Auch 
hier ist ein graduelles Fortschreiten eingeführt: die Anfängerinnen ar 
beiten Militärmonturen, Wäsche und Blousen, Kleidungsstücke für aus 
wärtige Armen-, Versorgungs- und Gefangenhäuser; dann gehen sie auf 
das Stricken feiner Strümpfe und Nähen feinerer Wäsche über, und 
endlich werden sie mit dem Anfertigen von weiblichen Handarbeiten aller 
Art, von Stickereien, Häkel- und Filetarbeiten etc. betraut. Die Erzeug 
nisse der letzteren Art finden als ein gesuchter Handelsartikel reich 
lichen Absatz und gelangen einschlägige Bestellungen selbst von Wien an 
die Anstalt. 
Da Arbeitsscheu fast durchgehends der Grund der begangenen Ver 
brechen ist, hat die Direction ihr besonderes Augenmerk auf Beseitigung 
dieses Uebels gerichtet und sucht nach besten Kräften Lust und Liebe 
zur Arbeit bei den ihr anvertrauten Sträflingen zu wecken. Zu diesem 
Zwecke wurde den Arbeiterinnen nach Massgabe ihrer Leistungen eine 
Entlohnung zugesichert und wird Müssiggang während der Arbeitszeit 
strenge bestraft. Das Resultat dieses Vorganges hat sich bisher als ein 
sehr günstiges erwiesen. — Jene Häftlinge, welche als Köchinnen, Bäcke 
rinnen, Wäscherinnen oder bei der Oekonomie früher ihren Erwerb ge 
funden hatten, werden in eben diesen Beschäftigungen verwendet und 
weiter ausgebildet; diejenigen, welche ohne jedwede Bildung und Geistes 
anlagen befunden wurden, werden zu den groben Hausarbeiten verwendet. 
Den verschiedenen Arbeitszweigen nach waren im Jahre 1872 als 
Schneiderinnen 3o Sträflinge beschäftigt, mit Spinnen 8, mit Dütenmachen 
12, mit Feder- und Wergzupfen 9, mit Weissnähen 28, mit feinen weib 
lichen Handarbeiten 58, mit Garten-, Feld-, Maurer- und Handlanger 
arbeit ausser der Anstalt 20, mit allgemeiner Hausarbeit 7, als Kranken- 
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