In jeder dieser Abtheilungen fühlt eine Nonne die Aufsicht und
ertheilt den bezüglichen Unterricht.
Die Strafanstalt zu Neudorf weist 363 beschäftigte Sträflinge aus,
welche unter der Leitung der Congregation der Frauen vom guten Hirten
in 8 verschiedenen Beschäftigungsarten unterrichtet werden. Diese sind
grobe und feine Näharbeiten, welche von 76 Arbeiterinnen angefertigt
werden, Stricken von Schafwollhauben mit 20 Arbeiterinnen, Kunststickerei
mit 4, Weißsticken mit 18, Handschuhnähen mit 178, Netzen mit 28,
Stricken mit 39 dabei beschäftigten Arbeiterinnen. Alle von den Sträf
lingen angefertigten Arbeiten werden auf Bestellung ausgeführt und so
gleich nach ihrer Vollendung abgeliefert.
Die mit 21. Jänner 1873 ausgewiesene Gesammtzahl der in der
Anstalt befindlichen Sträflinge betrug 412.
Ueber die Straf- und über die Correctionsanstalt zu Lankowitz liegen
keine näheren Angaben vor.
Alle die vorgenannten Institute haben ausgezeichnet schöne Arbeiten
eingesandt. Neudorf hat vortreffliche Näh- und Strickarbeiten, elegante
Lingerien, Handschuhe, Weisstickereien und einen Korb mit Blumen aus
gestellt. Lankowitz hat Näharbeiten und Weisstickereien und eine Kir
chenspitze gebracht. Die Correctionsanstalt in eben demselben Orte hat
nur Strickarbeiten exponirt. Die Strafanstalt zu Wall. Meseritsch hat vor
zügliche Nadelarbeiten, Weisstickereien, Frivolität-, Häkel- und Strick
arbeiten eingesandt. Aus Kepy sind Weisstickereien, Näh-, Strick- und
Häkelarbeiten, geklöppelte Jäckchen und Häubchen, ein gewebter und
gestickter Teppich und vortreffliche Knüpfarbeiten eingelangt. Lemberg
hat Gold- und Silberstickereien, Guipurearbeiten, Weisstickereien, Hand
schuhe , Filetstrickereien und Gewebe verschiedener Art, Tischzeuge,
Kleiderstoffe und Leinwand gebracht. Alle die Arbeiten geben bei ein
gehendster Prüfung das Bild tadelloser Ordnung und Nettigkeit ab. Alles
ist mit Fleiss und Genauigkeit ausgeführt und wo Geschmack erforderlich
ist, auch dieser fast durchgehends vorhanden.
Zum Schlüsse muss ich eine Bemerkung bezüglich der Arbeitsver-
theilung an einer der Anstalten beifügen. Neudorf weist 363 beschäftigte
Sträflinge aus, von welchen 178, somit 2 / 3 der Gesammtzahl bei der
Handschuhnäherei verwendet sind. Diese letztere Arbeit ist eine der mo
notonsten, traurigsten, geistlosesten, die von Frauenhand geübt werden
kann; sie ist in 10 bis 14 Tagen bei einigem Fleisse leicht erlernt und
die Arbeiterin fügt dann gedankenlos Stich an Stich, eine lebende Ma
schine, die für ihre Arbeit nichts thun kann, als sie nett und rein halten.
Abgesehen von der nachtheiligen Wirkung, welche solche Beschäftigung
auf den Geist einer Gefangenen, eines Sträflings haben muss, ist das
Handschuhnähen einer der armseligsten Erwerbzweige, welcher den brauen
zugewiesen werden kann, und bietet daher auch in späterer Zeit, wo die