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manch’ reizendes Spiel der Phantasie neben manch’ ernster, echter Frauen
arbeit eingeführt und zur Anschauung gebracht.
Bei näherer Betrachtung theilen sich diese Arbeiten in mehrfache
Gruppen. Die einfache Näharbeit, mit der Hand und der Maschine aus
geführt, die Häkelarbeit in vielfachen Nuancen, die Weiss-, Bunt, Flach-
und Goldstickerei, die Spitzen- und die Frivolitätsarbeiten, dazwischen die
Filetguipure, haben alle ihre Vertreter gefunden.
Die Näharbeit, die nützliche, stille Begleiterin der Frau, hat sich
in bescheidenem Masse betheiligt. Ihre Erscheinung ist zu einfach, um
bei einem Schaufeste zu prunken, und darum ist sie nur in einzelnen
Dingen, aber da in tadelloser Gestalt erschienen. Die Häkelarbeit hat
mannigfache Producte gebracht, von der herkömmlichen Bettdecke bis zu
zwei Kunstwerken hinauf, einem Fichu von Veronica Grein er und einer
Copie einer Alt-Venetianer Spitze von Amalia Kreuzberger gearbeitet.
Die Weisstickerei ist durch viele herrliche Arbeiten echter Frauen
mühe vertreten; blank und rein liegt das feine weisse Ding vor uns, auf
dem Tausende von gleichen Stichen, Blumen und Arabesken in das durch
sichtige Linnen, in den florartigen Stoff gewebt haben. Es sind dieser
Arbeiten zu viele um sie hier aufzuzählen; die österreichische Abtheilung
hat deren so viele gebracht, wie sie nur in wenig anderen Ländern zu
finden waren.
Das Gebiet der Kunst- und Buntstickerei ist ein weites, in das sich
die mannigfachsten Gebilde weiblicher Kunstfertigkeit fügen lassen. Auch
an der Ausstellung ist sie in vielgestaltiger Weise vertreten. Sie hat die
prunkvollen Gewänder und Paramente der Kirche gebracht, sie hat reiche
Shawls, bunte Decken, seidene Kissen, Fächer, Schirme, Tassen, Haus
und Luxusgeräthe mannigfacher Art, mit ihren Blumen und Gewinden
überdeckt und die Ergebnisse ihrer Kunst bilden einen erkennbaren An
ziehungspunkt für Sachverständige und Laien. Zu dem Besten was von
ihr zur Ausstellung gebracht wurde, gehören die Arbeiten von Czaykowska,
das Evangelienpult von Fanny Würfel, die Taufdecke von Gräfin Me
lanie Zichy-Metternich, die Alpenblumen von Amalie Kanz und so
viele andere Dinge, die wie ein bunter blühender Strauss in allen Farben
und Gestalten die Schränke füllen.
Eine herrliche Arbeit, welche die Neuzeit wieder aufgenommen hat
und die reich und schön an der Ausstellung vertreten ist, ist die Spitzen
arbeit in verschiedener reizender Gestalt. Brüssler Spitzen, points, d’ai-
guille, point-lace, point de Rome und altvenezianische Guipure sind
exponirt worden, von denen die letztgenannte Arbeit bei weitem den Sieg
über die andern Spitzenarbeiten durch Zeichnung und Technik davon trägt.
Die herrlichsten Dinge dieser Art sind eine Spitze von Adele O p u i c h und
eine Arbeit der Schwestern Cargnelli aus Triest.
Bei weitem weniger werthvoll, ein modernes Spielzeug von reizen
dem Effect ist die Frivolitätsarbeit, die in zahlreicher Verwendung zur Aus-