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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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Stellung kam. Als Spitze, als Chemisette, auf Sonnenschirmen auf Kissen 
und Vorhängen wurde diese Arbeit exponirt, welche sich in rapider 
Schnelligkeit das Bürgerrecht unter den zahlreichen, mechanisch geübten 
Frauenarbeiten in allen Ländern angeeignet hat. 
Neben diesen in mannigfacher Weise mit Nadel und Faden gefügten 
Dingen, in welchen die Frau allein sich das Meisterrecht erworben hat, 
sind auch andere Versuche von Frauenhand exponirt, die vielerlei indu 
strielle Gebiete berühren. Darunter sind Malereien verschiedener Art auf 
Holz, Porcellan, auf Papier und Seide, xylographische Arbeiten, Papier- 
und Lederblumen, Gobelinwebereien, Holz- und Papierschnitzereien, eine 
eingelegte Holzarbeit, geflochtene und gewebte Schleier u. dgl. m. In un- 
verhältnissmässig geringer Zahl haben sich die Frauen an dem erstge 
nannten Zweige der Dilettantenarbeit, der Malerei zu verschiedenen 
Zwecken der Industrie betheiligt. Von den gemalten Fächern, welche 
einen soviel gesuchten Luxusartikel bilden, sind nur zwei von wirklichen 
Dilettantinnen, die anderen von Damen ausgestellt, welche sich dieser Ar 
beit berufsmässig widmen; die Holzmalerei, welche in Deutschland, na 
mentlich in Sachsen, die Müsse der gebildeten Frauenwelt in höchst an 
regender und empfehlenswerther Weise ausfüllt, ist durch die Arbeiten 
von nur zwei Ausstellerinnen vertreten und die Porcellanmalerei hat eben 
falls ein winziges Plätzchen für sich beansprucht. 
Ebenso dürftig sieht es mit den Arbeiten und Dingen selbständiger 
Erfindung an der Ausstellung aus. So vortrefflich es die Frau versteht, 
auf der gegebenen Bahn weiter fortzuschreiten, so wunderbar ihre Hand um 
gestaltet und weiter baut, der schöpferische aus nichts schaffende Gedanke 
ist ihr fremd und wurde auch nicht durch die Weltausstellung wach 
gerufen. Das beste, was wir an solchen Erfindungen dort sehen, ist ein 
Schmuck aus Seidenfäden, auf Silbergrund geknüpft, von Anna Löwen 
thal, die Flechtarbeit von Nepomucena Caspar, die Handweberei von 
Therese Waraus und der Vordruckapparat von A. Nowotny. 
Weit weniger glücklich ersonnen sind die Sträusse aus Garten- und 
Küchenabfällen, aus Schwarz- und Weissbrod, eine grobe, hässliche Mo 
saikarbeit, Körbchen und Albums aus Bristolpapier und einige wenige Dinge 
mehr. Diese sogenannten oder wirklichen Erfindungen sind nur sehr 
schüchtern und in geringer Zahl eingelangt und beeinträchtigen in keiner 
Weise das prachtvolle Gesammtbild, das die Ausstellung von der Thätig- 
keit der Frau auf dem ihr eigenthümlichen industriellen Gebiete gibt. 
Und was sie da durch Fleiss, durch Sachverständnis, durch Farben-, Form- 
und Schönheitssinn geleistet, kommt dem überraschenden, schöpferischen 
Erfinden nahe. 
Unter allen den eingesandten Dingen sind wenige oder keine flüch 
tigen Arbeiten; die meisten sind mühsam, mit einem schwer zu erreichen 
den Endziel angelegt. In vielen, namentlich in den Spitzenarbeiten liegen 
selbst ersonnene Zeichnungen der Arbeit zu Grunde; in vielen wurde zu
	        
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