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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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Mit Spätherbst 1872 waren die Vorbereitungen zur Ausstellung in 
vollem Gange; Anmeldungen von allen Provinzen des cisleithanischen 
Oesterreichs liefen ein, eine grosse Zahl von Schulen sagte ihre Betheili 
gung zu und im Laufe des Winters langten von fern und nah die Producte 
weiblichen Fleisses in immer wachsender Zahl an; die Direction des k. k. 
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie nahm die zuwandernden Sen 
dungen in einem Saale des Museums auf und veranlasste noch im Laufe 
des Winters einige Vorausstellungen der eingesandten Arbeiten, um auch 
jene Dinge, welchen die Jury vielleicht die Aufnahme verweigern würde, 
vor das Publicum gelangen zu lassen, und vor Allem, um den Schulen, 
deren Einsendungen bei weitem den Raum überschritten, der für sie an 
der Weltausstellung reservirt werden konnte, doch Gelegenheit zur Dar 
stellung ihrer Leistungen zu geben. 
Mitte April wurden diese Vorausstellungen geschlossen; die Zeit 
drängte, die Vollendung des für die Frauenarbeiten bestimmten Expositions- 
Gebäudes war für die nächsten Tage in Aussicht gestellt; das Executiv- 
comite wurde gewählt, die Aufnahmsjury trat zusammen und begann mit 
den letzten Tagen des April ihre Arbeit. Schulen, Dilettantenarbeiten 
und nationale weibliche Hausindustrie bildeten die drei Gruppen, welche 
jede selbständig der Beurtheilung einer besonderen Jury unterworfen 
wurden. Ebenso getrennt ergaben sich die Beobachtungen, die Erfahrun 
gen, welche die Commission im Laufe ihrer Thatigkeit gesammelt hat und 
über welche die Berichte in Nachstehendem folgen. 
I. Schulen. 
Die Abtheilung der Ausstellung von Frauenarbeiten, welche die weib 
lichen Schulen begreift, ist ihrer Natur nach vielfach gegliedert; sie um 
fasst die Volksschulen, die städtischen Töchterschulen, die Bildungsan 
stalten für Lehrerinnen, die Waisenhäuser, Taubstummen-Institute, Kloster-, 
Vereins- und Privatschulen und endlich die weiblichen Strafanstalten. 
a) Volks sc h ule n. 
Die Ausstellung wurde von 62 Volksschulen beschickt; die Arbeiten 
von zwei derselben wurden als nicht ausstellungswürdig erkannt, die übri 
gen haben 374 Schülerarbeiten exponirt. Von diesen 60 Schulen entfallen 
auf Niederösterreich 29, auf Oberösterreich 6, auf Steiermark 3, Mähren 
7, Böhmen 7, Schlesien 5 und auf Tirol 3. 
Die Arbeiten der Volksschule, der ersten Arbeitsschule, welche das 
kleine Mädchen besucht, in welcher es Nettigkeit, Fleiss, Ordnung, die drei 
wichtigsten Bedingungen zur Anfertigung guter Frauenarbeit, erwerben 
soll, wurde seitens der Commission ganz besonderer eingehender Prüfung 
unterzogen. Der nationale Geist, die Befähigung der Lehrerin, die localen 
Verhältnisse haben auf eine solche Schule bedeutenden Einfluss, der beim
	        
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