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'Gestickte Bauernhemden und Mieder wurden aus Mähren zur Aus
stellung gebracht, weisse Schürzen und bunte Arbeiten; darunter ist
manche schöne und originelle Zeichnung, namentlich in schwarzer Seide auf
Leinwand ausgeführt. Die meisten Sachen jedoch, namentlich die Bunt
stickereien, sind von moderner Imitationslust angekränkelt, schal, nichts
sagend oder bäuerisch plump. Um so reizender tritt die althergebrachte,
unversehrte Art der Arbeit an einzelnen Sachen zu Tage, namentlich an
einigen Vela, den langen Tüchern, welche die Frauen des Sonntags über
Kopf und Schulter tragen und die aus einem weissen Leinen- oder Baum-
wollgewebe gemacht und an den Rändern mit einer schmalen gestickten
Bordüre von schwarzer oder weisser Seide verziert sind.
Stickereien sind ausgestellt, wie sie in dem Hohenstädter Bezirk,
namentlich in den Gemeinden Loschitz, Lichowitz, Pawlow, Zardlowitz,
Morawiczan und Doubrawitz von den Frauen, für den Gebrauch im eige
nen Hause, meist aber für den Verkauf gearbeitet werden. Zu dem letz
teren Zwecke beschäftigen sich ganz arme, auf den Taglohn angewiesene
Arbeiterinnen mit dieser Art von Weisstickerei; 5oo bis 600 Individuen,
zum grossen Theile Kinder, widmen während der Wintermonate ihre Zeit
ausschliesslich diesem Erwerbe, welcher je nach dem verschiedenen Alter
und Fleisse der Stickerin, ihr einen Erlös von 10 bis 40 kr. täglich ab
wirft. Im Sommer gehen die Arbeiterinnen in den Taglohn, der ihnen
bei gleichem Gelderträgniss die volle Verpflegung einbringt. Das Arbeits
materiale wird den Stickerinnen von Unternehmern gegeben, deren in
Loschitz 12 sind; diese kaufen die Leinwand an, theilen sie in die ver
schiedenen Sorten und Grössen und übergeben die mit der Zeichnung ver
sehenen Stoffstreifen sammt der erforderlichen Stickwolle den Arbeiterinnen.
Die sogenannten Loschitzer Stickereien finden den grössten Absatz in ein
zelnen Städten des Inlandes, wie: Brünn, Olmütz, Prossnitz, Sternberg,
M.-Trübau u. s. w., dann im Banat und in Ungarn; im Auslande werden
sie namentlich im Grossherzogthume Baden gesucht. Der jährlich erzielte
Umsatz wird durchschnittlich im Inlande auf 4000 fl., im Auslande auf
600 bis 800 fl. berechnet.
Aus dem Bezirke der Stadt Hotzenplotz sind die dort erzeugten ge
klöppelten Spitzen in vielen Proben zur Ausstellung gelangt. In der ob
genannten Stadt beschäftigen sich 800 Frauen und Kinder mit dem Spitzen
klöppeln; 600 derselben treiben diese Arbeit als Nebenbeschäftigung, 200
sind darauf als auf alleinigen Erwerb angewiesen und bringen damit ein
sehr kümmerliches Leben hin. Das Arbeitsmateriale schafft sich die Klöpp
lerin selbst. Die fertige Arbeit wird von Hausirern und Unterhändlern
aufgekauft und um den möglichst geringen Preis erstanden, der in keinem
Verhältniss zur mühevollen Arbeit und zu dem, von dem Händler erziel
ten Gewinnste steht. Die, mit wenig Ausnahmen, nur im Bezirke der
Stadt Hotzenplotz erzeugten Spitzen werden nach den grösseren Märkten
und Plätzen in Mähren und Schlesien durch einzelne Verkäufer geschafft,
zum grössten Theile aber durch Hausirer nach Preussen gebracht. Der
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