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Volltext: Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung

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tägliche Verdienst, welchen eine Klöpplerin bei ununterbrochener Thätig- 
keit und ziemlicher Gewandtheit erzielt, ist 3o bis 35 kr., während der 
jährliche Umsatz in den zu Hotzenplotz erzeugten Spitzen auf 45.000 bis 
5o.ooo fl. geschätzt wird. 
Aus Schlesien sind nur wenige Sachen eingelangt; die bekannten 
langen, rothen Strümpfe, Frauenkleider, eine Goldstickerei und geklöp 
pelte Spitzen. 
Um so reicher hat sich Galizien und die Bukowina betheiligt. Beide 
so nahverwandte Länder haben Costumestücke, Hemden, Mützen, Tücher, 
Schürzen, Perlenbänder und Gürtel, bunte, absonderliche Dinge gebracht. 
Unter den galizischen Sachen ist insbesondere eine reizende, graziöse 
Kopfbedeckung zu erwähnen, welche die Frauen einzelner Landstriche 
tragen und die sich turbanartig verschlingt, dann das velum, das weisse 
lange Kopftuch, das mit schwarzer Seide gestickt, eine sehr hübsche 
Zeichnung aufweiset und gut geklöppelte Spitzen. Die langen Hemden, 
an denen die Aermel und die Brust gestickt sind, haben beide Länder ge 
bracht. Diese Hemden werden von den Bauersfrauen aus selbstgewebten 
Linnen angefertigt und nach Mustern eigener Erfindung mit der bunten 
Seiden- und Baumwollstickerei versehen. 
Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts war die Seidenzucht in der 
Bukowina heimisch und da wurde die rohe Seide unter dem Namen Bo- 
ronczuk in feines Linnenzeug eingewebt. So wurden auch die Schleier 
der Frauen angefertigt und die langen gazeartigen Schärpen, welche an 
beiden Enden mit Gold, Silber und Seide gestickt und dem Bräutigam 
von der Braut am Hochzeitstage zum Geschenke gegeben werden. 
An diesen Schleiern und Gürteln und an den feinen Oberhemden 
aus Seidengaze, ist die bunte Stickerei nach orientalischer Technik gear 
beitet, auf beiden Seiten gleich, scheinbar ohne Anfang und Ende. 
Grobe Halinatücher liegen vor, welche von den Bäuerinnen aus 
selbstgesponnener und gefärbter Wolle gewebt werden und ein Teppich, 
wie solche in den wohlhabenderen Bauernhäusern und auf den Edelhöfen 
im Lande zu finden sind. 
Von grob gewebten Dingen sind da: Weiberröcke, Taschen, Gürtel, 
die letzteren von bunter Wolle wie sie Schweden ausgestellt hat, wo diese 
Bänder auf kleinen, eigentümlichen Webstühlen gearbeitet werden, 
welche letztere die Frau, gleich jeder anderen Handarbeit, mit über’s Feld 
nimmt. 
Eigenthümlich sind die Halsbänder von Perlenstickerei mit bunten, 
schmalen Seidenschleifen daran. An diese Bänder, sowie an Glasperlen 
schnüre werden von den Frauen und Mädchen messingene Kreuze, Mün 
zen und sonstige glänzende Zierrathen gehangen, welche von den herum 
wandernden Zigeunern gekauft und je nach Sinn und Geschmack der Be 
sitzerin oft zu einem 3 — 4 Pfunde wiegenden Geschmeide, zusammen- 
gefügt werden. 
Von allen diesen Dingen, welche die Frauen zu Schmuck und Zier
	        
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