nach der Erhöhung der Exportfähigkeit der einheimischen Producte. Und
trotzdem ist dort ein grosser Theil der Bevölkerung so engherzig; dass
sie, was nicht von Tirol selbst ausgeht, als fremd gewissermassen perhor-
resciren und nur sehr wenig Neigung verspüren sich mit Elementen zu
assimiliren, die nach Tirol eingewandert sind oder dorthin berufen wur
den , wenn auch in der Absicht, den Wohlstand des Landes zu heben.
Allerdings weist die Geschichte, insbesondere die Kunstgeschichte, darauf
hin, dass dieser Standpunkt zur Zeit der Blüthe der Kunst in Tirol nicht
massgebend war. Auch im Mittelalter Hess man sich nicht von localen
Gesichtspunkten leiten, welche erst später, in der Verfallszeit der Kunst,
zur Zeit des Zunftwesens in das Fleisch und Blut der Bevölkerung über
gegangen sind. Die deutschen Bauhütten speciell waren auf den geistigen
Verkehr mit der gesammten katholischen Bauwelt angewiesen und haben
der freien Wanderung der Steinmetzen und aller jener Künstler, die zur
Bauhütte gehörten, keine Schwierigkeiten bereitet, sondern diese eher
gefördert. Nie würde die Architektur des Mittelalters zu solcher Blüthe
gelangt sein, wenn in Tirol nur der Tiroler, in Prag der Böhme und
in Wien nur der Niederösterreicher zum Baue von Münstern und Klö
stern berufen worden wäre. Was Tirol selbst an Kunstwerken besitzt, ist
eben so sehr den einheimischen Kräften als den Nachbarländern zuzu
schreiben, insbesondere die Künstler Oberitaliens haben bis zum Aus
gange des verflossenen Jahrhunderts einen grossen Einfluss auf die tiro-
lische Production geübt, wie es die hervorragendsten Bauwerke in Tirol
zeigen. So oft in Tirol ein grösseres geistiges Leben blühte, stand Tirol
in Mitten der Strömungen der ganzen Kunst und Wissenschaft. Die Ab
geschlossenheit von den Nachbarländern war die Zeit der Versumpfung
— der regere Wechselverkehr erzeugte die Blüthe der Kunst und Wissen
schaft. Um den geistvollen Sohn Ferdinand I., den Schöpfer Ambras’, Erz
herzog Ferdinand (1529 — 15g5), gruppirten sich Einheimische und Fremde
in lebendigem Wechselverkehr. Der Archivar und Geschichtsforscher des
mittelalterlichen Tirol und der Kriegsgeheimschreiber Jos. Putsch war ein
Badenser, Gerard van Roo, Leiter der Hof-Singschule und Geschichtsschrei
ber, war wie der Miniaturmaler Hufnagel, der Bildhauer Alex. Colin, der
gelehrte Orientalist A. Gislain Busbek, Niederländer, die Bildhauer Abel aus
Cöln, der Bildhauer Lud. della Duca und der Architekt der Hofkirche
Max della Bocca waren Italiener. Mit ihnen wirkten einheimische Dichter
und Bildhauer, Rechtsgelehrte und Erzgiesser. Bei der Ausschmückung
des Schlosses Velthurns wirkten einheimische und deutsche Kräfte zusam
men. Sie waren sich ebenbürtig und standen auf einer gleich hohen Stufe
kunstgewerblicher Leistungsfähigkeit. Der deutsche Minnegesang hat in
Tirol seine Heimat, und die Fresken von Runkelstein, welche die Gesänge
von Tristan und Isolde verherrlichen, bezeugen den geistigen Wechselver
kehr Tirols mit dem deutschen Reiche. Auch die Blüthe der heutigen
Innsbrucker Universität ist dem geistigen Wechselverkehr der Gelehrten