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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe in Tirol : aus Anlass der kunstgewerblichen Ausstellung in Innsbruck im August 1878. Vortrag gehalten am 14. November 1878 im österr. Museum

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Museums in Innsbruck die meiste Aufmerksamkeit erregt haben, denn 
jeder intelligente und patriotische Tiroler mochte fühlen, dass die Rege 
neration der Gewerbe, speciell der Kunstgewerbe, in Tirol wesentlich auf 
den Schultern der Schulen ruht. Je mehr diese gedeihen, je besser sie 
ihre Aufgabe erfüllen, desto sicherer kann man einer gedeihlichen Ent 
wicklung des gewerblichen Lebens in Tirol entgegensehen; aber aus eben 
diesem Grunde ist es nothig, darauf zu dringen, dass die Schulen aus 
stellen. Es waren, trotzdem dass von Seite der Statthalterei die Auffor 
derung erging, dass die Schulen ausstellen möchten, relativ nur wenige 
auf der Ausstellung vertreten. Von den Mittel-, Bürger- und Kloster 
schulen haben nur die Ursulinerschule ausgestellt, von den öffentlichen 
Mädchenschulen nur die Schule der Frau Grubhofer in Innsbruck und 
dann die Arbeitsschule vom Lehrerinnen - Bildungscurs am Pädagogium. 
Die allgemeine Zeichen- und Modellirschule in Innsbruck und die Fach 
schulen des Handelsministeriums, vor Allem die Schulen in Feldkirch und 
Proveis haben gut ausgestellt, und damit die Neigung an den Tag gelegt, 
ihre Arbeiten der Oeffentlichkeit vorzuführen. Die Gewerbeschulen, Kunst 
gewerbeschulen sind berufen, den Geschmack zu fördern. Es ist nicht genug, 
dass die betreffenden Professoren oder Lehrer mit sich selbst und ihren 
Schülern zufrieden sind; es ist auch nicht genug, eventuell einen Bericht an 
die betreffende höhere Behörde einzusenden, auch nicht genug, dass ein 
Inspectionsbericht gemacht wird; das Publicum hat ein volles Recht zu 
erfahren, was gelehrt wird und in welcher Weise. Insbesondere die Kunst 
gewerbeschulen , die gewerblichen Fachschulen, die Zeichenschulen , die 
Arbeitsschulen für Knaben und Mädchen, welcher Art sie sein mögen, 
sind gewissermassen Vorbereitungsstätten für die künstlerische und gewerb 
liche Production des Landes; wo diese Schulen gedeihen, gedeiht auch 
das Gewerbe, wo diese Schulen mangelhaft sind, geht auch das Gewerbe 
zurück. 
Die würtembergische Regierung hat sehr gut daran gethan, dass sie 
einen regelmässigen Turnus von Ausstellungen sämmtlicher Zeichen- und 
Gewerbeschulen festgestellt hat, und zwar nach einem ganz bestimmten 
Programm und mit einer Jury, die vollkommen unabhängig ist. In ganz 
Oesterreich fehlt eine solche Organisation. Allerdings ist es wahr, dass 
Schulausstellungen einige Geldmittel erfordern; aber der Aufwand, welcher 
gemacht wird, ist gewiss ein berechtigter und ist nicht sehr gross, wenn 
das Programm der Ausstellungen ganz bestimmt fixirt ist und wenn den 
Schulen untersagt wird, Ausstellungskunststücke zu machen. Es war zu 
bedauern, dass von allen Volksschulen in Tirol nur eine einzige ausge 
stellt hatte, und so mangelhaft diese Ausstellung war, so zeigte sie doch, 
dass sie von einem Lehrer geleitet wird, der sich bemüht, zu nützen. 
Die früher erwähnten Schulen liessen das Streben deutlich hervortreten, 
auch die weibliche Arbeit zu heben und zur Geltung zu bringen. Wir 
bedauerten, dass nur so wenige Schulen ausstellten, speciell aus dem
	        
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