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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe in Tirol : aus Anlass der kunstgewerblichen Ausstellung in Innsbruck im August 1878. Vortrag gehalten am 14. November 1878 im österr. Museum

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hausern älteren Datums, wäre eine schöne Aufgabe für jüngere Architekten. 
Das städtische Wohnhaus und die Kirchen Tirols folgen dem Zeitge 
schmäcke; die Architektur ist für einen grossen Theil Europas eine inter 
nationale Kunst, die nicht nach localen Gesichtspunkten erörtert werden 
kann. Der kirchliche Sinn, der den Tirolern, insbesonders der Landbe 
völkerung eigen ist, wendet sich mit Vorliebe der Kunst in der Kirche 
zu. Es gibt wohl keine bessere Familie und kein wohlhabenderes Bauern 
haus, wo nicht ein kirchliches Bild zu finden wäre. Die Malerei hat daher 
ein ausgiebiges Feld. Neben dem peintre artiste gibt es Bauernmaler und 
eine Art Schule für diese Bedürfnisse. Unter den Malern, welche für die 
Kirche arbeiten, nehmen Mader und Plattner eine geachtete Stellung 
ein. Für Kirchenschmuck ist immer Geld vorhanden, und die Kirchen in 
Tirol würden wohl viel reicher an Kunstschätzen sein, wenn sie nicht von 
reisenden Kunsthändlern vom Inlande als Auslande fast systematisch aus 
geplündert worden wären, und wenn nicht der moderne Unverstand, dei 
diese künstlerische Beschäftigung für Kirchen und die künstlerisch-religiöse 
Inspiration geringschätzt, manche Quelle der Künstlerbeschäftigung ver 
stopft hätte. Rühmt sich doch ein ausländischer Kunsthändler, er habe 
aus Tirol allein 20 schöne gothische Altäre weggeschleppt, und ist nicht 
eine bekannte Kunstanstalt in München bemüht, Tirol mit Werken kirch 
licher Kunst zu versehen, die früher im Lande selbst erzeugt wurden? 
Wohin man kommt, von Kirche zu Kirche, hört man bei Nachträgen, 
»das ist aus der M. . .'sehen Anstalt«, und so entgeht dem Lande nicht 
blos eine Einnahmsquelle, sondern auch eine Quelle ausgiebigei künst 
lerischer Beschäftigung. Wie viel an Kunstschätzen trotz den Verschlep 
pungen noch im Lande vorhanden ist, davon hat die kunstarchäologische 
von Dr. Schönherr einsichtig geleitete Abtheilung auf der Innsbruckei 
Ausstellung beredtes Zeugniss abgelegt. Es wäre leicht gewesen, das Dop 
pelte und Dreifache auszustellen, wenn der Raum dazu vorhanden gewesen 
wäre und nicht blos der reiche und vornehme Bewohner hat das Material 
für diese archäologische Ausstellung geliefert, sondern ein nicht geringer 
Theil stammte von Besitzern aus Gesellschaftskreisen, die in anderen Län 
dern von eigentlichen Kunstwerken ganz entblösst sind. Aber es war wahr 
lich sehr gut, dass eine Veranlassung geboten wurde, Tirol über sich selbst 
zu orientiren. Es wird jetzt klarer und zielbewusster seinen Aufgaben 
gerecht werden können, die es in Zukunft zu lösen haben wird. Wie jung 
gewisse Zweige der Industrie in Tirol noch sind, hat die Ausstellung be 
wiesen. Zum ersten Male kam ein Klavier zur Ausstellung, welches im 
Lande selbst erzeugt wurde, zum ersten Male kam wieder nach langer 
Zeit ein Ofen mit glasirten Kacheln zur Geltung! Wenn irgend eine That- 
sache das Sinken des Kunstgewerbes bezeichnet, so ist es diese. Tirol 
ist voll von schönen alten glasirten Oefen; es unterliegt keinem Zweifel, 
dass diese Oefen, welche man in Tirol findet, mit ihrem reichen orna 
mentalen Schmuck und mit reizenden Emailfarben fabricirt wurden, im
	        
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