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Lande erzeugt wurden; wahrscheinlich in Hall*). Wahre Prachtstücke
sind im Schlosse Ambras, das jetzt einer künstlerischen Wiedergeburt
entgegen sieht. Die Baugewerbe, die überall in der österreichischen Mon
archie in lebhaftem Aufschwünge sich befinden, haben in Tirol bisher nur
in Herrn Hüter einen Repräsentanten gefunden, der zum ersten Male
die verschiedenen Baugewerbe in einem grossen Etablissement zu Inns
bruck vereint. Die Eisenindustrie in Jembach wagt sich erst jetzt an die
Lösung künstlerischer Aufgaben. Die Kunsttischlerei hat einige gute Ar
beiten unter dem Einflüsse der jungen gewerblichen Zeichen- und Mo
dellirschule geliefert, die von dem Talente der Tiroler Tischler Zeugniss
geben. Sind diese Anfänge einer lebhafteren industriellen Bewegung in
hohem Grade bemerkenswerth und lehrreich, so gibt es aber auch einzelne
Institute von bereits bewährtem Rufe, wie z. B. die Glasmalereianstalt in
Innsbruck (geleitet von Dr. Jele), ein Institut, mit dem sich keine ähn
liche Anstalt im deutschen Reiche messen kann. Ihr schliesst sich würdig
die Ne uhauser’sche Anstalt für Mosaik an.
Zwei Materialien sind es vor Allem, welche die Natur den Tirolern
in reichem Masse bietet und welche gewissermassen zu reicherer Nutzbar
machung auffordern, nämlich Stein und Holz. Diese beiden Materialien
können und sollen künftighin ergiebige Hilfsquellen des Landes werden.
Auf der Ausstellung war vorzugsweise Trientiner und Laaser Marmor
vertreten. Die Holzschnitzerei war durch die Schulen in St. Ulrich und Imst
und durch Arbeiten aus dem Grödener Thale vertreten. Der Trientiner
Marmor wird industriell am meisten verarbeitet und findet überall Ein
gang; die Marmorbrüche im Vintschgau und Sterzing hingegen, lassen
noch Vieles zu wünschen übrig. Es wäre wohl der Mühe werth, über die
Fundorte für Marmor und Porphyr genauere Nachforschungen anzustellen,
als dies bisher der Fall war und über die verschiedenen Steinarten rück
sichtlich ihrer Festigkeit, Dauerhaftigkait etc. genaue Untersuchungen
durchzuführen. Das Land würde durch rationelle Ausbeutung dieses Ma
terials ungemein gewinnen, denn es würde sich bei eingehender Prüfung
zeigen, dass heutigen Tags eine Menge von Steinmaterialien verwendet
werden, welche den Einflüssen der Witterung nicht einmal einige Jahi-
zehnte Widerstand leisten können, dass hingegen in Tirol Steinarten
vorhanden sind, welche die grösste Beachtung verdienen, Festigkeit mit
Dauerhaftigkeit verbinden. Der Porphyr, der bei Meran gebrochen wird,
der graue Granit aus den Brüchen von Grasstein sind vorzüglicher Qualität
und werden doch nur selten verwendet. Der Marmor von Schlanders,
Laas und Sterzing kann mit jedem Marmor der Welt rivalisiren, mit Aus
nahme jenes von Paros und theilweise von Carrara. Der Marmor vom
*) Di e Beweise für diese Behauptung befinden sich jetzt im Oesterr. Museum. Es
sind dies Ueberreste von Modeln und Kacheln aus einer Emailöfenfabrik aus dem 16. Jahr
hundert, die sich in diesen Tagen in Hall gefunden haben.